Der publizistische Selbstmord
Zugegeben, der Artikel ist ausdrücklich als Kommentar gekennzeichnet, aber auch als solcher unter der Würde freier Presse.
Die Rede ist von “Der politische Selbstmord des Matthias Platzeck", indem ein gewisser Uwe Müller, einer der “30.000 bis 40.000” Freien beim “gehobenen” “Die Welt” vom Axel Springer Verlag, einem längst zur Routine verkommenen Beißreflex gegen Die Linke im Allgemeinen, einer Zusammenarbeit mit Sozialdemokraten im Speziellen nachgibt.
Artikel wie dieser scheinen dermaßen einstudiert zu sein, es wäre technischer Unzulänglichkeit geschuldet unserer Denker geschuldet, wenn Textroboter demnächst Probleme hätten derartiger Pamphlete vollautomatisch zu erstellen und damit auch Müller und einen Großteil der “30.000 bis 40.000” Freien endgültig überflüssig zu machen.
Im vergleichsweise einfachen Englisch, auf Ergebnisse reduzierbaren Sportjournalismus gelingt das ja bereits, warum nicht auch hier.
Müller und die “30.000 bis 40.000” Freien werden dann nur noch zu günstigeren Konditionen Textbausteine aufbereiten, die dann vom “Kollegen Computer” in atemberaubender Geschwindigkeit zu Artikeln, Kommentaren und Reportagen aufbereitet und schließlich für den 5. und folgenden Klick bei Google News für teures Geld unters gleichgeschaltete Volk gebracht werden.
Wer hier Häme gegenüber der Leistung von Herrn Müller, seinen “30.000 bis 40.000” Kollegen herausliest, ist auf dem Holzweg. Gleiches gilt diejenigen die meinen hier würde wieder “nur” ein Blogger “Die Welt” Leser abzuqualifizieren versucht, denn die wenigsten Leser einer Tageszeitung interessieren sich für tiefergehenden Interessen von Verlegern und deren Anteilseigner, sondern wollen von ihrem bevorzugten Presseerzeugnisse ihrem Grundgesetzlich zugesicherten Recht auf Meinungsfreiheit und Bildung nachkommen.
Doch die Autoren haben eben kaum noch Einfluss auf Themen, deren Relevanz und nicht zuletzt die Textmengen, hier erklingt das erste und letzte Worte aus den Redaktionssitzungen, in denen Anteilseigner Redaktionsleiter, –assitenz und Ressortleiter “brieft”, was man gern lesen, sehen und – zumindest im Netz – hören will.
“Der politische Selbstmord des Mathias Platzeck” war der Ideengeber für meinen Titel und ist zugleich symptomatisch für das gegenwärtige Verlagswesen als fünfte Macht im Land, was mehr Machtmissbrauch gleichkommt und mit dem Geist des Grundgesetz im Sinne des Marktes Schlitten fährt.
Publizistischen Selbstmord begehen die Verleger, indem sie ihrem “30.000 bis 40.000” Mann starken Presseprekariat nicht ebenso entgegen kommen wie ihren fliehenden Leserscharen, deren Zeugnis sinkende Auflagen- und Abonntenzahlen sind.
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