Balsam für die Parteiseele
Balsam für die Parteiseele war die fast zweistündige Bewerbungsrede von Sigmar Gabriel, und der Patient reagierte mit großer Dankbarkeit1. Das musste gefeiert werden.
2 und rechten Parteiflügels – wo der frisch gewählte Parteivorsitzende mit den Worten »Genossinnen und Genossen, ich will heute Abend richtig einen saufen!«. Dafür sah „Siggy Pop“ halbwegs frisch aus der Wäsche, und hatte dieses Mal seine Krawatte sogar anständig geknotet. Ob Sigmar Gabriel ein ernsthafter Politiker geworden ist, seit er bei Michael Spreng in Ungnade gefallen ist, darf zudem bezweifelt werden. Vielleicht war das Balsam für die Parteiseele zugleich eine Einbalsamierung, der monströs gute Auftritt des Erzengel Gabriel, sein ausgezeichnetes Ergebnis und die einmütig wohlmeinenden Reaktion der Mainstream-Medien deuten auf einen zweiten Schröder, und der kam schließlich auch aus Niedersachsen. Wichtiger als das woher bleibt natürlich das wohin, und daran lässt – trotz anders lautender Berichte über einen vermeintlichen Linksruck in der SPD – sowohl die SPD in Allgemeinen als auch Gabriel im Speziellen keinen Zweifel, ist doch das Video von und der Bericht zur Rede auf der Website der Partei „In die Mitte kämpfen“ und „Die Mitte zurückerobern“ übertitelt. Ja dann wieder auf in die Mitte, irgendwo dort muss unsere halbierte Mitgliedschaft und Millionen ehemalige Wähler ja sein.
- 94,2% der Delegierten stimmten für den einzigen, vom Vorgänger protegierten, vom Parteivorstand empfohlenen Kandidaten Sigmar Gabriel [↩]
- Björn Böhning lud breitest möglich ein [↩]