Klaas Hübner, SPD MdB a.D.

Kurt Beck ist der derzeit mit Abstand am längsten amtierende Ministerpräsident in Deutschland, und er ist einer der letzten Sozialdemokraten in diesem Amt. Nachdem er am 7. September vergangenen Jahres seinen Rücktritt als Parteivorsitzender erklärte, weil ihm nicht nur die Spitzenkandidatur, sondern auch deren Verkündung streitig gemacht wurde, war ich ziemlich traurig. Beck war weder Womanizer, eher Reibungs- als Mittelpunkt unserer Partei, kein ausgemachter Linker, schon gar nicht der Liebling der Nation, Kurt war Kurt, und blieb es auch am zurückliegenden Wahlabend des 27. September. Kurt Beck attackierte nicht die eigene Partei, noch gab er sich schadenfroh.

Ganz im Gegenteil zu mir, allerdings habe ich eine der besten Nachrichten zur Bundestagswahl 2009 gerade erst vernommen: Klass Hübner, SPD MdB ist a.D., also ausser Dienst.

Klaas Hübner muss man dazu sagen war kein unbeschriebenes Blatt in der SPD, wenngleich er noch nicht das Durchschnittsalter der Abgeordneten erreicht hatte. Klaas Hübner gehört zum Sprecherkreis des sogenannten Seeheimer Kreises, dem rechts-konservativen Bündnis von Ministern, ehemaligen Ministern, Abgeordneten, ehemaligen Abgeordneten, die seit ihrem Triumph mit und über Helmut Schmidt alljährlich auf ihrer Spargelfahrt sich selbst feiern. Die Seeheimer messen sich auch drei Jahrzehnte nach Helmut Schmidts Kanzlerschaft viel Gewicht bei, und beweisen im Regelfall ihre eigene Irrelevanz anhand von Wahlergebnissen. Nicht nur das sie ihrer Volkspartei in den 1970/80er Jahren einen neuen Konkurrenten verschafft haben, in diese Zeit fällt die Gründung des Gesprächskreises als Gegengewicht zu den Linken in der Sozialdemokratie und die Ausgründung Grüne. Wenige Jahre später unter Gerhard Schröder trugen sie mit ihren Fachministern zur zweiten Ausgründung, namentlich Die Linke, bei, nunmehr unter Gerhard Schröder, der zeitgleich seine eigenen Sektierer, das sogenannte Netzwerk Berlin hervorrief. Klaas Hübner aber war, wie schon erwähnt Seeheimer. Im Grunde ist er es natürlich noch, wird sich aber als Sprecher an der Spitze nicht mehr behaupten können, jedenfalls nicht dauerhaft.

Hübner verlor sein Direktmandat, über das er »stets direkt einzog« im dritten Anlauf, und das trotz offenkundiger Hilfe von BILT, deren Schelte an der SPD stets bei Hübner in Euphorie umschlug. Mehrere wohlmeinende Artikel erschienen beispielsweise in Die Welt vom Springer-Verlag, in den Artikeln wurde Hübner stets als herausragender Solitär, als Wirtschafter unter Sozialisten dargestellt. All das verhalf ihm weder dazu, sein Direktmandat wieder zu erlangen, er erhielt gerade einmal jede fünfte Stimme in seinem Wahlkreis, noch war Hübner über die Landesliste abgesichert.

Direktkandidaturen sind heiße Pflaster, gerade zur Bundestagswahl. Beispielsweise hebelten Jusos ihren Vorsitzenden an Stelle des amtierenden Abgeordneten Niels Annen in Hamburg sogar gegen Intervention von Parteivorsitzendem Franz Müntefering in die Kandidatur – Gerüchten zur Folge auch mit Hilfe von Hübners Kollegen Johannes Kahrs. Annen, bis dahin Abgeordneter im sicheren SPD-Wahlkreis, musste mit ansehen, wie ihm zunächst innerparteilich die Kandidatur abgerungen wurde, und dann der protegierte Kandidat bei dessen Bewerbung um das Amt völlig versagte. Auch dort stand sich die Partei wieder eher selbst im Weg, als über den politischen Gegner zu stolpern. Klaas Hübner wird im Bundestag vermutlich niemand vermissen, und dem schwindenden Einfluß dort wird der Gesprächskreis gewiss mit lauterem Sprechen kompensieren. Flügelkämpfe haben aber neuerlich bewiesen, zu nichts weiter zu führen als zu handfesten Niederlagen.

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