CDU-CSU-Grundwerte auf Grund gelaufen
Christlich Demokratische Union, welch klangvoller Name.
Doch wer allein vom Namen auf Werte einer Partei, auf gemeinsame Grundwerte all ihrer Mitglieder und vor allem ihrer Führungskräfte schließt, unterliegt gerade bei der CDU einem gewaltigen Irrtum.
Christliche Gebote und CDU-CSU-Grundwerte sollen als Beispiel dafür dienen, wie verkommen die Spitzenpolitiker der Union sind, und für wie überkommen die die Grundwerte ihrer eigenen Partei halten.
Christliche Nächstenliebe
Wenn über die Eskapaden von Unionspolitikern berichtet wurde, war meist der Name Seehofer im Spiel. Ich verfolge den boulevardesken Verlauf mancher politischen Karriere nur aufgenötigt-widerwillig, so wie man eben nicht drum herum kommt, wenn bestimmte Schlagzeilenschleudern oberhalb der Faltung Minister und ihre Frauen oder Freundinnen im Urlaub zeigen. Seehofer, so vernahm ich seinerzeit war einerseits klassisch kirchlich verheiratet, und unterhielt trotzdem eine heimliche Liebschaft mit einer anderen Frau.
Ich bin Atheist, aber ich glaube zumindest das ich mich erinnern kann, und zwar an die zehn Gebote. Da stand etwas von Ehebruch, genau: 6. Du sollst nicht ehebrechen..
Die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit
Paradox: Mainstream-Medien feierten einerseits vom 6. März und 3. November vergangenen Jahres an einerseits »Deutschlands ehrlichste Politikerin« und »Vier Aufrechte«1, und die Niederlage von Andrea Ypsilanti. Von der zweifelhaften Historie des Roland Koch aber wollte niemand in den Redaktionen der Republik etwas hören. Der Ministerpräsident unter Gnaden einer „schweigenden Minderheit“ borniertem, nicht aussterben wollendem rechtskonservativen Gesocks mit Hilfe von Unterschriftenlisten an die Regierung gekommen, tief in die Schwarzgeldaffäre der CDU verstrickt, einzelne kriminelle Ausländer skandalisierend und offenbar auch in die Geschehnisse vom 3. November involviert, gebiert sich seit fast einem Jahrzehnt als »brutalst mögliche Aufklärer« und wurde zugleich der Lüge überführt. Trotzdem verbleibt er nicht nur im Amt, sondern genießt mit seinem Kollege Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble, ebenso wie Manfred Kanther und Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl höchste Anerkennung in den Reihen der CDU. Koch und Schäuble sitzen sogar bis zur Stunde im Bundesvorstand der Partei.
Wie schon erwähnt, bin ich Atheist, aber ich meine mich erinnern zu können, das auch die Lüge im einfachsten, vielzitierten Regelwerk der Christen, den zehn Geboten erwähnt wird. Stimmt, hier unter 8. »Du sollst kein falsches Zeugnis geben.«.
Ey Alter, Du kommst hier nicht rein!
Wie Volker Zastrow in der versuchten Reinwaschung seines Berufsstandes, Die Vier: Eine Intrige2, anhand zahlreicher Indizen aus Interviews mit Beteiligten herausstellt, waren Roland Kochs Vertraute keineswegs Unbeteiligte beim dem Versuch die Regierungsbildung unter Andrea Ypsilanti zu vereiteln. Tatsächlich traf sich der Regierungssprecher Metz höchstpersönlich unter nur als konspirativ zu bezeichnenden Umständen, um möglichen Abweichlern beizuspringen und bei dem Vorhaben Hilfe anzubieten. Angeblich wusste Roland Koch nichts, obwohl Metz eben Wahlkampfmanager und Regierungssprecher ist und beide eine sehr innige Beziehung zueinander pflegen. Angeblich habe er und sein Chef seinerzeit sogar schon Kisten gepackt und sich nach neuen Betätigungen auf die Suche begeben. Doch wie sagt das Sprichwort: »Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.« Insofern sind diese Homestories aus dem Innenleben einer abdankenden Regierung mit Vorsicht zu genießen.
Vielmehr geht es mir auch allein um die Behauptung, Roland Koch habe Andrea Ypsilanti bereits Platz gemacht, also ihren Regierungsanspruch ein- und die Staatskanzlei ausgeräumt. Wenn er tatsächlich davon überzeugt gewesen ist, seinen lieb gewonnen Arbeitsplatz räumen zu müssen, widerspricht der Versuch Ypsilantis Regierungsübernahme mit allen Mitteln zu verhindern meines Erachtens einem anderen der zehn Gebote.
Ich bin Atheist, aber auch hier kenne ich mich offensichtlich besser aus als die guten Christen aus der CDU. Recht hatte ich, dort heißt es unter 10. »Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.«
Sonntag gehört nicht der Kirche
Von Berchtesgaden bis Sylt sind dieser Tage wieder viele Abgeordnete und Kandidaten für den Bundestag brav in den vordersten Reihen der Kirche, singen lauthals mit und lassen sich hierbei ablichten, und trotzdem verabschieden sie sich danach brav zu unzähligen weiteren Veranstaltungen, bei denen sie Ihresgleichen treffen. Niemand von CDU/CSU will ich absprechen, nur an jenen Sonntagen im Wahlkampf zur Wahl zu gehen, denn dies ist mehr als der überwiegende Teil der Bevölkerung absolviert. Noch will ich sagen, das der Wahlkampf am Infostand, auf den Kerbeumzügen, im Taubenzüchterverein oder beim Neujahrsempfang ernsthafte Arbeit ist, aber es ist politische Arbeit und dient dem Macht- und Arbeitsplatzerhalt, und in den allerseltensten Fällen eigener Unterhaltung. Warum denn sonst twittert unser lokaler CDU-Kandidat und Staatssekretär im Bundesministerium der Bildung seit Wochen um die Wette, lässt keine Veranstaltung aus und glänzt in jede private, semiprofessionelle und Medienpartner-Kamera.
Aber der Sonntag gehört weder der Kirche, die ja irgendwie nur als Telefonzelle in den Himmel erbaut wurde, noch politischer Arbeit. Wenn man das 3. Gebot liest, wird unmissverständlich klar was gemeint war: »Gedenke, dass du den Sabbat heiligst.«
Gotteskrieger der C*U
„Gotteskrieger“ gibt es sowohl in der CDU als auch der CSU zur Genüge, bis hinauf zu CDU-Fraktionschef Volker Kauder, Ministerpräsident Christian Wulff, dem Vorsitzende der CDU-Fraktion im sächsischen Landtag, Steffen Flath, der Vorsitzende der Frauen-Union, Maria Böhmer, dem Vorsitzende der Senioren-Union, Otto Wulff und nicht zuletzt Ministerpräsident a.D., Dieter Althaus und seiner wundervollen Selbstfindung nach Neujahr.3 Gotteskrieger bezeichne ich jetzt einfach mal jene Politiker, die durch ihre öffentlichen Äusserungen oder Ämter ihren Gottglauben nach Aussen tragen und damit quasi Wahlkampf machen. Dies gilt nicht für alle Christsozialen und Christdemokraten, doch jene die ihren Glauben besonders prominent zur Schau stellen darf eine gewisse Anbiederung unterstellt werden. Mancher Unionist geht damit gerade deshalb nicht hausieren, um die zahlreichen Migranten nicht vollends abzuschrecken, denen in manchem Bundesland vom dortigen Fraktionsvorsitzenden beim falschen Wort offen mit Abschiebung gedroht wird.
Jedem sei die private Verknüpfung von Staat und Religion unbenommen, jedoch verstößt das aus kirchlicher Sicht meiner Einschätzung nach gegen das 2. Gebot, indem es heißt »Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen.« Gewiss kennen sich bekennende Gotteskrieger da aber besser aus, was erlaubt ist und was nicht.
Mir fallen jetzt keine Politiker der Union ein, die noch gegen anderer der zehn Gebote verstossen hätten, ist schließlich entweder – wie etwa eine Gewissensentscheidung – schwer nachweisbar, das Ende jeder, insbesondere politischer Karriere, beeindruckend aber ist schon, wie viele Gebote übrig bleiben, wenn man der Auffassung führender Christdemokraten und -sozialen von Kirche und Religion folgen täte:
- Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine fremden Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bildnis machen.
- Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen.
- Gedenke, dass du den Sabbat heiligst.
- Du sollst Vater und Mutter ehren.
- Du sollst nicht morden.
- Du sollst nicht ehebrechen.
- Du sollst nicht stehlen.4
- Du sollst kein falsches Zeugnis geben.
- Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.
- Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Nachdem ich jetzt in aller mir innewohnenden Weitschweifigkeit den ersten Buchstaben in CDU widerlegt habe, will ich mich für die beiden letzten Buchstaben in CDU kurz fassen.
Verkehrsunfallopfer Demokratie
Dr. Wolfgang Schäuble wird bereits jetzt als der Bundesinnenminister in die Geschichte eingehen, dessen Gesetze am häufigsten vom Bundesverfassungsgericht einkassiert wurden. Herr Schäuble störte das nie, und so überrollte er immer und immer wieder verfassungsrechtliche Hürden mit Leichtigkeit. Inzwischen befasst sich eine ganze Piratenpartei mit seinen ausufernden Überwachnungsphantasien und -apparaten, mit denen er bis heute keinen einzigen Bundesbürger nachweislich vor Terrorismus, Extremismus oder organisierter Kriminalität schützen konnte.
Union, lat. unio Einheit
Michael Spreng greift derzeit als prominenter Blogger in den Wahlkampf ein, und scheint noch einmal dreckige Wäsche waschen zu wollen. Seinerzeit war Spreng Wahlkampfmanager, verhalf Stoiber zu einem wenige Minuten währenden Wahlsieg vor laufenden Kameras, bereitete damit der ersten Bundeskanzlerin den Weg an die Spitze. Wer erinnert sich nicht daran, wie während eines inszenierten gemeinsamen Frühstücks Stoiber und Merkel „bilateral“, unter vier Augen die Spitzenkandidatur an den kantigen Bayern verschenkten. Oder wie Ministerpräsidenten Wulff, Koch und Stoiber stetig am Stuhl der Parteivorsitzenden sägten und sich auch nur mühsam bis zum kommenden Sonntag zusammenreißen können, um „der Chefin“ den Stuhl endgültig unter dem Boden wegzuziehen. Von der viel gelobten geschlossenen Einigkeit, vom »hinter verschlossenen Türen wegmoderieren« statt Auseinandersetzungen in aller Öffentlichkeit auszutragen, spürt man in jüngster Zeit nicht mehr viel in der sonst so disziplinierten, obrigkeitshörigen Union.
Alles in Allem: Wer Christ ist, ist gut beraten genauer hinzusehen und zu hören was von den einzelnen Abgeordneten und Kandidaten so von sich gegeben wird. Oftmals stellen sich alle anderen Kandidaten mehr christlichen Werten verpflichtet als die ach so Christlich Demokratisch/Soziale Union.
- inzwischen aufgeklärter historischer Irrtum [↩]
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- zur weiteren Recherche empfehle ich Mission Gottesreich [↩]
- Diebstahl habe ich unbehandelt gelassen, aber es dürfte kine Herausforderung sein CDU-/CSU-Politiker zu recherchieren, denen Steuerhinterziehung nachgewiesen wurde, wenn man bedenkt das sogar Otto Graf Lambsdorff (FDP) dieser Selbstbedienungsmentalität überführt wurde. [↩]