Retrospektive #5 Jahrgang 1
Zum Einstieg ein Griff ins Klo: Weil ich einerseits dachte, es gäbe schon alles. Weil ich andererseits dachte, es gäbe keine öffentlichen Toiletten mehr. Weil es einfach gut ist, trotzdem zu wissen wo sie sind. Im Kloführer finden sich Rezensionen öffentlicher Bedürfnisanstalten aus ganz Deutschland – auch Darmstadt.
Gute Nachricht für freiheitsliebende, pazifistisch angehauchte oder von Platzangst geplagte Demokraten: Anlässlich diesjähriger Nato-Proteste plant die Polizei keine Käfighaltung für Demonstranten, »Mit Freilandhaltung ist aber auch nicht zu rechnen!« meint man aus Richtung des Schlagstöcke polierenden Team Grün zu hören.
Beinah traditionell auch dieses Mal ein wenig Visualisierung seit Monaten allgegenwärtiger, aber immer noch von kaum jemand ansatzweise begriffenen Finanzwirtschaftskrise. Dies Mal gehts um die Marktkapitalisierung der 20 größten Banken in den letzten 10 Jahren. Worauf auch in egghead’s Blog hingewiesen sind, will ich hier nicht ungesagt lassen: Unterhalb der Grafik kann man die jeweiligen Jahre einstellen, wenn man festhält kann man von links kommend nach rechts ziehend schön den Niedergang der US-amerikanischen Banken verfolgen. Neuer Leader: China. War klar. Ach ja, Southpark hat sich des Themas auch endlich angenommen – Blasphemie, Blasphemie! Zu guter Letzt noch eine amüsante Schlagzeile aus Die Welt zeitgleich zum heutigen Besuch unserer Bundeskanzlerin bei Opel: »Lambsdorff beerdigt Opel, Guttenberg nickt« Ob das die Chefredaktion gegen gelesen hat?
Morgen schlägt Conficker zu. Irgendwie erinnert mich der darum stattfindende Medienhype ein wenig an den Michelangelo-Virus. Obwohl das Internet damals noch längst nicht so populär war, schaffte der es sogar am Vorabend seiner Aktivierung in die tagesthemen. Tags drauf passiert rein garnichts. Vielleicht wird Conficker ab auch wieder Geschichte sein, aller Wahrscheinlichkeit nach insbesondere ddann wenn all die Apokalypse vorhersagenden Magazine und Blättchen ob der ausbleibenden Katastrophe lieber zum Tagesgeschäft übergehen, von mit der Erde kollidierenden Kometen oder Killerviren berichten.
Weniger als vier Wochen noch, dann wählt Darmstadt-Dieburg einen neuen Landrat. Wenn es nach Erika Ober geht, ehemals Kandidatin der SPD im Odenwaldkreis, dürfte Pit Schellhaas wenig Chancen haben, denn »Wir haben im Moment in Hessen durch die Regierungsdiskussion in Wiesbaden natürlich auch Probleme auszubaden, auch hier vor Ort. Mit einem SPD-Parteibuch im Moment, ist man ein wenig gestraft.« WTF? Frau Ober verzichtete sogar auf die Stichwahl, und verschenkte damit ein seit 1945 von Sozialdemokraten hervorragend geführtes Landratsamt. Mit einer hahnebüchende Erklärung, deren Deutung ich dem geneigten Leser bei den Odenwald Geschichten nachzulesen empfehle. Dem Odenwald stehen schwere Zeiten bevor, fürchte ich. Erika Ober hingegen ist hoffentlich ausgezählt.
Wo ich gerade bei der Politik bin: Profiler Schäuble könnte man Profilneurose unterstellen, wenn man es nicht besser wüsste. Schäuble, wie vor ihm bereits Zypries, zeigte sich verwundert, das so Mensch freiwillig so viele Informationen über sich in sozialen Netzwerken preisgeben. Was für ein Treppenwitz der Geschichte wäre es, wenn nicht so viel Freiheit selbst über diese Daten zu bestimmen auf dem Spiel stünde. Man darf daran erinnern, das die Vorratsdatenspeicherung längst nicht vom Tisch ist, sondern demnächst ausgebaut werden dürfte. Wenn dann die Verdacht-unabhängige Protokollierung der Netznutzung aller Bundesbürger Realität, wird Schäuble kaum noch etwas gegen Stasi 2.0 Aufkleber etwas sagen können, schließlich wird hier ein um einiges leistungsfähigeres System installiert als was man sich in Form der Staatssicherheit der Deutschen „Demokratischen“ Republik vor Jahrzehnten leistete. Man geht halt mit der Zeit, und irgendwo müssen wir ja vorn sein!
Jung ist gerade 60 Jahre alt geworden, aber er braucht offenbar das Geld: Bundesverteidigungsminister Jung führt nun die Landesliste der hessischen CDU an, höchstwahrscheinlich um seine geräuschlose Tätigkeit in einer CDU-geführten Merkel-Regierung fortführen zu können. Gerhart von der FDP hingegen ist nicht ganz so jung wie Jung, er führt die Landesliste der FDP an. Glückwunsch zur zukunftsweisenden Nominierung! Wenn man überlegt, welcher Politik Hessens CDU anhängt, aber eigentlich kein Wunder.
Während die Parteispitze der CDU noch an ihrem teAM Deutschland bastelt, macht die CDU-Basis sich schon mal in Facebook breit. Was man da so liest, ist hoffentlich nicht repräsentativ, weil zum Teil am Rande der Legalität.
Polens Presse ist nicht zimperlich, meint ihr? Was man aber beim Stern von Bloggern von Bloggern hält oder eben nicht ist auch nicht von schlechten Eltern. Offensichtlich liegen in den Chefredaktionen der Republik die Nerven blank.
Retrospektive ist mein neues Format für all das, wofür ich keine Zeit hatte, aber was unter gar keinen Umständen unkommentiert bleiben darf. Retrospektive erscheint in loser Folge, zu willkürlichen Zeitpunkten, ein Anspruch auf eine Retrospektive entsteht dem Leser hierdurch nicht. 😉
Retrospektive #5 Jahrgang 1 via Twitter kommentieren