Retrospektive #3 Jahrgang 1

Warum weltweit so viele Kraftfahrzeuge auf Halde stehen, wird selbst jeher Führerscheinlosen wie mir klar, wenn man sich den verheerenden Artikel vom Klima-Lügendetektor über den Genfer Autosalon durchliest. Wenn ich soeben die Zeitung aufschlage und darin eine weitere energieeffiziente, umweltschonende Konzeptstudie eines europäischen Herstellers zu sehen bekomme, erinnere ich mich an meinen ersten Besuch auf der IAA vor etwa zwei Jahrzehten: Damals gab es auch schon energieeffiziente, umweltschonende Konzeptstudien zu bestaunen. Damals war das visioniär, heute hinken wir hinterher. Insofern würde ich mich sogar freuen, wenn der Markt um die ein oder andere Marke bereinigt würde.

Weil Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte sagen und weil ich meine Lesern nicht mit Bildern riesiger Neuwagenhalden entlassen möchte, verlinke ich zudem auf eine die Bankenrettungspläne veranschaulichende Bilderserie verweisen, auf die ich in Fefe’s Blog aufmerksam wurde.

Wo ich gerade beim Individualverkehr bin: Tankstellenbetreiber wollen Jugendlichen weder Spirituosen noch Tabak verkaufen – wollen deshalb, weil es sich lediglich um eine Selbstverpflichtungserklärung der Wirtschaft handelt. Deren Kassen sollen beim Verkauf entsprechender Produkte multimedial auf sich aufmerksam machen, und ihre Mitarbeiter per Fernschulung sensibilisieren. Ja, wo sollen denn die Jugendlichen sonst ihren Alkohol kaufen, wenn sie mit Papis Offroader ohne Führerschein mal eben Muttis Schnappsschränkchen auffüllen wollen Selbstverpflichtungserklärungen sind selten von Dauer noch stehen sie im Ruf ordentlich umgesetzt zu werden, wenn jedoch die Wirtschaft gar keinen Hehl daraus macht an wen sich ihre Produkte noch so richten wäre mal wieder der Gesetzgeber gefragt. Aber jetzt ist erstmal Wahlkampf: Prost!

Bahn fahren kann natürlich auch manchmal zur Qual werden, vor allem wenn die Reise anders verläuft als der Reiseplan hergibt. Vielfach hören die Reisenden dann gar keine Hinweise – was in knapp zehn Jahren Vergangenheit sein soll – oder die Hinweise sind unbefriedigend, mit »Verzögerungen im Betriebsablauf« gibt die Bahn selbst genug Raum für Phantasie als mit einem konkreten Grund für die Verzögerung ihre eigene Schuld zu mildern. Eben jene »Verzögerung im Betriebsablauf« ist nach einer Statistik der häufigsten Verspätungsgründe bei bahn-spass.de aber leider die Regel. Dort erfährt man aber immerhin noch, was sich die Bahn sonst so ausgedacht hat, um ihre Fehler zu kaschieren.

Memoaren 2.0 verfasst Michael Spreng mit seinem Blog sprengsatz seit einige Wochen. Spreng? Die Rede ist vom Berater von Kanzlerkandidat Edmund Stoiber, der unter anderem Einblick in dessen damaligen Aufgabenbereich erlaubt und beispielsweise durch eine sehr anschauliche Schilderung einer inszenierten Party, zu der sich Dr. Udo Brömme mit einer Joint-Attrappe Zugang verschafft hatte, die er Stoiber überreichen wollte. Vergleicht man die Zahl bisher veröffentlichter Beiträge und den Permalink zu diesem, fällt eine vielversprechende Diskrepanz auf. Sind noch hunderte solcher Geschichten in der Pipeline? Schön wäre es, mehr davon!

Arnold »Terminator« Schwarzeneggers Stipvisite auf der diesjährigen Cebit und das fast gleichzeitig verkündigte Verbot von Wahlcomputern durch das Bundesverfassungsgericht teilen sich nur zufällig die Titelseiten der Tageszeitungen: Den Krieg gegen die Maschinen haben wir längst verloren, oder mit was beschäftigst Du Dich gerade? 😉

WEISSGARNIX sieht einen Lenkungsausschuss als Schreckenskabinett voraus, dessen SPD- und Gewerkschaftsvertreter das Manager-Magazin als konziliant bezeichnet – was so viel heißt wie eingekauft. Völliges Versagen verantwortlicher Volkswirtschaftler in Reihen der Großen Koalition würde ich das nennen. Wobei, sicherlich kann man nur Minister – namentlich zu Guttenberg, Steinbrück und Steinmeier, nebst Bundeskanzlerin Merkel den schwarzen Peter zuschieben – ihnen allein obliegt die Verwantwortung jetzt das Richtige zu tun.

Verflixt und zugenäht, Sponsoring, Stiftungen und dergleichen sind normalerweise Hassobjekt, aber mit diesen niedlichen Storchen hat mich die hse ag gekriegt.

Bei der SPD tippt die stellvertretende Vorsitzende noch selbst, bei der CDU meint man zum Thema Chat »Schweinkram machen wir nicht!« und läßt sich das Internet ausdrucken: Andrea Nahles stellte sich den Fragen der Zuschauer der Tagesschau, das Transkript lohnt zu lesen.

Warum wir vor dem Horn Afrikas patroulieren, nach der Befreiung gekaperter Schiffe aber dann die Piraten wieder laufen lassen, verstehe ich nicht. Deutschland hege »kein hinreichendes deutsches Strafverfolgungsinteresse«, so das Innenministerium … Ja, offenbar ist das Innenministerium in internationalen Gewässern für die Strafverfolgung zuständig. Spätestens zwölf Tage nach dem Raubzug kann es daher weiter gehen und der Freibeuter kann seine Augenklappe wieder auftragen.

Mittlerweile hat sich zwar herumgesprochen, das passwort als Passwort denkbar ungeeignet ist, trotzdem scheinen simple Passworte gleichbleibend beliebt zu sein.

Retrospektive ist mein neues Format für all das, wofür ich keine Zeit hatte, aber was unter gar keinen Umständen unkommentiert bleiben darf. Retrospektive erscheint in loser Folge, zu willkürlichen Zeitpunkten, ein Anspruch auf eine Retrospektive entsteht dem Leser hierdurch nicht. 😉

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