Andrea Ypsilanti kontra Roland Koch
Andrea Ypsilanti und der Fraktionsführung der SPD wurde von einer der Abweichlerinnen über die Medien vorgeworfen, sie seien dazu veranlaßt worden ihre Stimmabgabe per Foto zu dokumentieren. Jene Abgeordnete räumte deutlich später ein, den Vorschlag selbst und nur unter Kollegen vorgebracht zu haben. Roland Koch hingegen nahm kaum einer übel, seiner Fraktion die Teilnahme am Wahlgang verbieten zu wollen. Nachdem die vier Abweichler die Wahl von Andrea Ypsilanti verhindert hatten, brauchte er sich hiervon auch nicht mehr zu distanzieren, wovon er spätestens wusste, nachdem der ehemalige SPD-Parteivorsitzende Bökel seinen Innenminister um Polizeischutz für die Pressekonferenz der vier Abweichler erbat.
Andrea Ypsilanti musste viele Schmähungen über sich ergehen lassen: Tricksilanti, Lügilanti, Yps (allesamt BILD), Möchtegernministerpräsidentin (Spiegel), Fanatikerin mit eiskalter Machtwillen (ZEIT), Ypsilantismus (SZ) – wer des Schreibens mächtig war, sah sich befähigt die Parteilinke als Kommunistin und persona non grata abzustrafen. Roland Koch wagte niemand sein Amt als Parteivorsitzenden oder Spitzenkandidat streitig zu machen – trotz eines Stimmverlustes von 12 Prozentpunkten. Während er die hessische SPD als Sekte verspottete, wählten ihn nach der Hessenwahl 2008 annähernd sozialistische 100% der Delegierten seiner Partei neu.
Andrea Ypsilanti veräppelte man am Telefon mit einer Stimmenimmitator von Franz Müntefering, und trotz Bekenntnis zu Hessen und ihrem Landesverband wurde das rechtswidrig aufgezeichnete Telefonat nicht nur über Radio wiedergegeben, sondern auch Tage lang zum Thema der Presse. Roland Koch hingegen wurde der Lüge überführt, als es um die Finanzierung seiner Partei aus bis heute ungenannten Quellen ging. Helmut Kohl, dessen längste Amtszeit als Bundeskanzler er demnächst als Ministerpräsident einholen könnte, wird dies Geheimnis beinah ungestraft in sein eigenes Grab nehmen.
Andrea Ypsilanti musste mit ansehen, wie ihre als intern gekennzeichnete Korrespondenz mit Hermann Scheer (zur Erinnerung die Grussformel: »Auf den Punkt.«) von einem herausragenden Genossen 1:1 an die weitergeleitet wurde, die darin erheblicher Kritik ausgesetzt war, die Presse nämlich. Roland Koch und seine hessische CDU haben sich in seiner Amtszeit gegen Islamisten und Linksextremismus neu ausgerechtet. Hinweis gebend für Schmähschriften über die Partei Die Linke waren offenkundig der Verfassungsschutzbericht des Landes Hessen, in dem seiner Parteilinie folgend Linksextremismus und Rechtsextremismus künstlich auf ein Gefahrenniveau gehoben werden – während dem rechtsextremen Spektrum zugehörige Aktivisten Parteiveranstaltungen der Jugendorganisation der Partei Die Linke überfallen und Kinder lebensgefährdende Verletzungen zuführen.
Andrea Ypsilanti musste eine Strafanzeige über sich ergehen lassen, die ihr darin vorgeworfene Nötigung war bereits von ihrem Kollegen Bernd Riege gegenüber Bild zur Diskussion gestellt worden. Wenig später wurde die Strafanzeige höchstrichterlich zurückgewiesen, der vorgebrachte Vorwurf sei haltlos, Abgeordneten müssten sich Kritik gefallen lassen, wenn sie von der Fraktions- und Parteilinie abweichen. Bernd Riege, von Beruf Jurist, nahm dazu niemals Stellung – weder Parteiöffentlich, noch gegenüber Bild.
Andrea Ypsilanti wurde vorgeworfen ihr Kind auf eine Privatschule zu schicken, obwohl sie damit dokumentiert das ihr öffentliche Schulen nicht das von ihr und der hessischen SPD angestrebte Niveau böten. Wer aus seinen eigenen Fehlern einen Vorwurf macht – wie Roland Koch und seine hessische CDU in Sachen schulischer Bildung am Beispiel von Klassengrößen bis 30 Kindern und darüber hinaus – wird aus seinen Fehler niemals lernen.
Andrea Ypsilanti warf man vor sich im Windschatten der Präsidentschaftswahlen zur Ministerpräsidentin wählen lassen, obwohl der Termin davor lag.
Roland Koch erbettelte warb kurz vor dem Wahlgang Spendengelder ein, um Flyer um seinen Job behalten und eine Rot-Grüne Regierung nochmal diskreditieren zu können.
Roland Koch instrumentalisierte einen Überfall zweier Jugendlicher mit Migrationshintergrund um seine Klientel zu bedienen, hierbei stigmatisierte er abermals ausländische Mitbürger und qualifizierte sie als Kriminelle ab.
Roland Koch und weitere CDU-Ministerpräsidenten inszenierten im Bundesrat ein Theaterstück, das noch am darauf folgenden Tag von seinem Amtskollegen Müller als solches enttarnt wurde. Hierfür entschuldigte sich Roland Koch weder bei seinen anderen Amtskollegen, noch beim Parlament – offensichtlich sah er in ihrem Vorgehen keinen Fehler.
Roland Koch kauft inmitten einer Haushaltskrise das Erbacher Schloss, um von dem Zeitpunkt an Halbjahr für Halbjahr, Semester für Semester Studenten um Studiengebühren für eine sich hierdurch nicht verbessernde Hochschullandschaft einzutreiben.
Roland Koch steht seinem Fraktionsvorsitzenden bei, wenn dieser vor laufenden Kameras meint »Ausländer die ‚Scheiß Deutsche!‘ sagen hätten bei uns nichts zu suchen«.
Roland Koch und seine Operation Sichere Zukunft vernichtete soziale Sicherungssysteme mit dem Rasenmäher, und zehntausend Arbeitsplätze allein im Staatsdienst.
Vorgestern endete die Ära Ypsilanti unter Tränen und stehenden Ovationen, kurz und schmerzlos. Koch wird Hessen wohl noch eine halbe Dekade erhalten bleiben. Glückwunsch, Hessen!