Paten für Taubenschläge gesucht

Dezernenten, Referenten, Stadtverordnete und Pressesprecher waren sich vor 30 Monaten einig, dass alle Appelle und Ermahnungen wirkungslos seien und im Rahmen der sog. Gefahrenabwehrverordnung ein Verbot der Fütterung von Tauben festzuhalten sei.
Vor einem halben Jahr kam es dann zu einem ersten Prozess, weil ein Bürger Recht und Ordnung sprichwörtlich in die eigenen Hände genommen und eine Frau beim Füttern der Tauben festgenommen hatte. Von diesem Recht machte der rüstige Mann zwei Stunden inmitten Darmstadt Gebrauch, bis endlich die Ordnungskräfte nach mehrmaligen Rückfragen aus dem nur wenige hundert Meter entfernten Revier anrückten.
Während des Prozesses kam auch ein seither ungelöstes Problem zur Sprache, nämlich das der Kolonien Darmstädter Tauben. Ganz Tierfreundin hatte die Frau auch eine Empfehlung an die Stadt, der Dezernenten, Referenten, Stadtverordnete und Pressesprecher wiederum beipflichteten: Darmstadt müsse Taubenschläge einrichten, um eine Tier-gerechte, geordnete Unterbringung und Fütterung der Tiere zu gewährleisten. Augsburg würde das seit langer Zeit erfolgreich praktizieren, und was die Bayern können, so dachte man sich wohl an verantwortlicher Stelle, »das können wir auch«.
Wie gesagt, es vergingen nunmehr sechs Monate seither, offenbar ohne das etwas geschah: Gestern teilte die Stadt auf Nachfrage mit, sie plane mittlerweile ebenfalls, Taubenhäuser in der Innenstadt aufzustellen. Bereits im März 2007 habe der Magistrat dazu eine Arbeitsgemeinschaft aus Tierschützern und vier verschiedenen Ämtern eingesetzt. Immerhin schon mal alle im Sinne breiter Beteiligung aller Verantwortlichen, insofern ist einzelnen Dezernenten, Referenten, Stadtverordnete und Pressesprecher sicherlich nichts vorzuwerfen an der Situation, an der wohl niemand etwas ändern will.
Im Verlauf der folgenden Aufzählung wird klar, womit man hinsichtlich zumindest angefreundet habe, nämlich mit der Einrichtung eines Taubenschlages auf der einzigen städtischen Immobilie – vielleicht, in ferner Zukunft: Das Regierungspräsidium wird wieder ins Spiel gebracht, und damit das Spiel abgepfiffen, denn einerseits befindet sich das sanierungsbedürftige Gebäude nicht im Besitz der Stadt, und zweitens verfügt Darmstadt nur über einen Reichtum an Schulden und einer Haushaltssperre – ein Vorgang den der Fraktionsvorsitzende Hanno Benz mitten im Jahr 2008 als einen ganz normalen Vorgang bezeichnete. Hanno Benz ist selbstverständlich auch glühendster Fürsprecher für den Kauf der Immobilie, in das Rathaus und somit der gesamte Magistrat einziehen solle.
In ein solches Luftschloss sollen dann auch die Tauben einziehen. Blanker Hohn seitens der Verantwortlichen, meiner Meinung nach, der dann noch in einem Aufruf an Darmstadts Bürger mündet: »Wir wünschen uns Angebote und Vorschläge der Bürger. Vielleicht hat jemand einen Dachboden, den er dem Tierschutz zur Verfügung stellen will. Kontakt über das städtische Umwelttelefon: 06151 / 133 313«
Wer über denn Tellerrand, beispielsweise nach Dieburg oder Aschaffenburg schaut, könnte dabei feststellen, das ein monströser, zentraler Taubenschlag gar nicht notwendig wäre, wenn mehrere solcher Einrichtungen entstünden. Wenn man sich aber immer nur von Fragen der Journalisten bei Themen ertappt sieht, bei denen zwischenzeitlich nichts geschehen zu sein scheint, dann ist das schwerlich möglich. Traurig, traurig.

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