Erdrutsche jenseits vom Weißwurstäquator
Erdrutsche kannte man südlich des Weißwurstäquator bislang nur als Abgänge an Abhängen. Verlust absoluter Mehrheit im Freistaat Bayern, nur 43 Prozent aller zur Wahlurnen bemüßigten Wahlberechtigten oder Einbußen in Höhe von 17 Prozentpunkten kann man – zumindest aus der Perspektive »anständiger Bayern« ohne Übertreibung mit einer solchen Naturkatastrophe gleichsetzen. Durch Herrn Becksteins rosa-rote Brille blickt man aus der Staatskanzlei nunmehr folgerichtig auf ein Heer unanständige Bayern, insbesondere dann wenn man noch die Wahlbeteiligung anlegt bleibt nur noch jeder vierte Bayer ein Anständiger.
Verantwortlich machte man hierfür nunmehr Generalsekretärin Haderthauer, Parteivorsitzenden Huber und den gescheiterten Spitzenkandidat Beckstein, und in dieser Reihenfolge reichte das Dreigestirn ihre Rücktritte ein. An ihrem unermütlichen Einsatz kann es nicht gelegen haben, gab sich das Trio bei den Medienpartnern die Klinke in die Hand, von Schleswig-Holstein über Basel nach Mallorca strahlten Christine, Erwin und Günther von Titelseiten und Mattscheiben, nicht ohne dabei auch im krassen Gegensatz Standpunkten der Schwesterpartei stehende Wahlversprechen abzuliefern.
Obwohl mit dem Ende dreier politischer Karrieren alle für das historische Debakel verantwortlichen erklärten abgestraft wurden, werden selbst optimistische Partei- und Kirchgänger hierdurch keine Kehrtwende erwarten, denn aus einem wichtigen Grund steht einem weiteren Absturz bei kommenden Wahlen nichts entgegen. Absoluten Mehrheiten lag ein Patentrezept zu Grunde, dessen Zutaten unwiederbringlich verloren oder ungenießbar geworden sind: Franz Josef Strauß weilt längst unter uns und Edmund Stoiber stolperte zunächst permanent über seine Rhetorik und schließlich über Gabriele Pauli. Edmund Stoiber täte gut daran viel Zeit mit Stoßgebeten an seinen Ziehvater zu verbringen, damit nicht unter Seehofer neben dem Kreuz auf dem Wahlzettel auch noch das im Klassenzimmer verloren geht.
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