Ein Monat Firefox
Rediscover the web. Entdecke das Web wieder. Ob dieser Slogan und damit Anspruch nicht etwas zu hoch gegriffen war? Das Warten sei vorbei, der schnellere und bessere Browser jetzt verfügbar. So begrüsste die AOL-unterstützte Mozilla Foundation die zahlreichen Interessenten, die in den ebenso zahlreichen Medienberichten als Manna auf der Reise durch die Untiefen des World Wide Web angeboten wurde.
Nachdem Netscape jede Bedeutung verloren hatte und von Sun Microsystems aufgekauft wurde entstanden lange Zeit keine neuen Versionen des als Mozilla Navigator bekannt gewordenen Browsers, wenig später dann eine auf der Mozilla Suite basierendes Programm, das aber nie auch nur annähernd an die Verbreitung des Vorgängers heran kam. Fünf Jahre dauerte es schliesslich bis zu diesem ersten ernstzunehmenden Produkt, für das man angesichts negativer Publicity für den neuen Marktführer keine Werbung machen brauchte.
Mit dem Mozilla Firefox 1.0 gewinnt der Browserkrieg wieder an Fahrt. Wie man bei Microsoft auf den Konkurrenten reagiert kann man übrigens im Internet Explorer Weblog nachlesen. Ob man dort den Veröffentlichungstermin des Firefox, zu dt. Feuerfuch, exakt zu Beginn der Fuchsjagd-Saison als besondere Herausforderung sieht dürfte eher sekundär sein.
Erkenntnis nach genau einem Monat Firefox Nutzung: Schneller verfügbar ist er, mehr sinnvollen Funktionen bietet er – im Vergleich zum Vorläufer, der Mozilla Suite – hingegen kaum. Im Gegenteil, denn der von Grund auf neu aufgesetzte Browser zeigt ungewohnte Schwächen.
Der Dialog Drucken wird häufig ein paar Minuten lang angezeigt, der Punkt «Fortschritt» gibt sich optimistisch mit der Meldung «Vorbereiten…», die Schaltfläche Abbrechen ist deaktiviert und stimmt damit in die baldige Vollendung meines Druckauftrages ein. Nur eines will sich bei mir nicht so recht einstellen: Der Glaube an den Abschluss des Druckauftrages, der Druckauftrag läuft nämlich schon ein paar Minuten. Zumindest läßt sich der Dialog dann noch mit X beenden.
Benutzt man Tabbed Browsing und bewegt sich zwischen verschiedenen, unvollständig geladenen Fenstern hin und her passiert es zuweilen, dass die Adressleiste die Adresse eines unvollständig geladenen Dokumentes vorgibt, obwohl man schon einen anderen Tab betrachtet.
Eine dumme Angewohnheit aus der Anfangszeit des Netscape Navigator hat man abgelegt: Die Einstellungen finden sich nicht mehr – widersinnig – als letzter Menüpunkt unter Bearbeiten, sondern an der selben Position wie beim Internet Explorer unter Extras wieder.
Viele Menschen haben sich schon über kleinere und grössere Unzulänglichkeiten in Microsoft Produkten aufregen müssen. Und so mutet die derzeitige Welle der durchweg positiven Veröffentlichungen als Multiplikator an, ruft Reaktionen von zur Kenntnis nehmend bis phrenetisch euphorisch hervor. Trotzdem: Zehn Millionen Downloads nach einem Monat sind kein Grund in Jubel auszubrechen, vor allem wenn man bedenkt das gerade die early adopters vermutlich nicht nur einen Computer mit der Software ausgestattet haben.
Fazit: Jeder sollte sich den Mozilla Firefox selbst installieren und einen direkten Vergleich ziehen.