Der Welt teuerste Autobahn

»Das konnte nicht wahr sein, da muss ich mich verhört haben.« dachte ich bei mir. Doch ich notierte, was mir im Halbschlaf in den Nachrichten vorgelesen so surreal vorkam, um es später zu notieren. Heute war es soweit, beim Kaffee informierte ich mich über der Welt ältestes und teuerstes Autobahnprojekt A44. Worunter Alois Riehl in seiner Funktion als hessischer Wirtschaftsminister drei Tage vor der Wahl in Hessen seine Unterschrift setzte ist tatsächlich ein Teilstück einer Autobahn die nicht nur die neunjährige CDU-Regentschaft überlebt hat, sondern auch eine Diktatur und die Teilung Deutschlands miterleben musste.

Superlative deren Umfang bei so vielen Nullen, in der Politik wie in der Kalkulation, schwer vorzustellen sind. Darum habe ich mal durchgerechnet, was man denn sonst so mit diesen Summen hätte anfangen können, als jenes Filetstück Autobahn zu bauen, und zwar in Hinblick auf die von der Finanzkrise mit am heftigsten betroffenen Branche, den Autobauern:

Investiert man die 1,4 Milliarden Euro Bausumme für die komplette Autobahn lieber in fabrikneue SUV (wahlweise Mercedes Benz der M-Klasse oder Porsche Chayene, weil die – für die Rechnung ideal – in der Grundausstattung fast gleich viel kosten und lang sind), so könnte man mithilfe derer, Stoßstange an Stoßstange hintereinander gestellt drei Spuren der Autobahn vom ersten bis zum letzten Kilometer zuparken:

44 Kilometer Autobahn / 4,8 Meter pro SUV = 9167 SUV * 52500 Euro Anschaffungspreis = 0,48 Milliarden Euro pro Spur

Damit wären die vom Osten unserer Republik in den Westen gerichtete Wanderungsbewegung zwar auf einen Umweg angewiesen, aber wenn man den in einem Chayene oder einer M-Klasse hinter sich bringen kann: Who cares? Mein kurzsichtiger Vorschlag also: Jeder, der seine Unterschrift für den Weiterbau geleistet hat, bekommt einen Neuwagen ausgehändigt. Der ist mobil, der verbraucht Sprit, der kostet Steuern und refinanziert so Schutzschirme.

Wenn allerdings die Völkerwanderung vom thüringischen Eisenach ins hessische Kassel so lang auf die Auslieferung der Luxuslimousinen warten müsste wie auf die Autobahn A 44 oder den Trabant, dann könnte nicht nur der Nutzen der Autobahn beim feierlichen Eröffnung längst verflogen sein, sondern auch die Autobauer längst Geschichte und der Spritpreis bei 5 Euro angelangt sein.

Tja, war wohl doch nur eine fixe Idee – wie die Autobahn A 44, eine weitere Start- und Landebahn für den Frankfurter Flughafen, oder der Ausbau des nordhessischen Flughafens Kassel-Calden. Sprittfresser ausbauen in einer Zeit in der feststeht, das dessen Preis dramatisch ansteigen wird, ist keine nach vorn gerichtete Politik. Das gilt in fünf Jahren umso deutlicher, und hat in diesem Jahr bei der Wahl auch keine Stimme mehr gebracht, Herr Riehl!

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