Bandbreite, Betriebssystem, Bindeglied und Bullshit-Bingo
Bandbreite
Kennt ihr alle: Es ist noch zehn Tage bis Stichtag des Abrechnungsmonat, und vom für 30 Tage vorgesehenen Datenvolumen sind 100% verbraucht. Als ginge das. Volumen ist nämlich genug da. Nur zahlen wollt ihr nichts mehr. Weil wir in Europa ohnehin schon Spitzenreiter sind – bei den Kosten wohlgemerkt, nicht bei den Leistungen. Welcher Service auf Web-Standards aufgebaut ist, der hat gut lachen, sofern er klug und also schmalbandig ausgerichtet ist. Bei allen anderen Angeboten sieht es erstmal aus als wäre 1995. Und wer nur „peripher“, also für den Datentransfer auf Standards setzt und für Logik und GUI stattdessen auf proprietäre API und Programmiersprachen, der bekommt im schlimmsten Fall nur eine mehr oder weniger hohle Hülle, angereichert allenfalls um Platzhalter während der Wartezeit und Fehlermeldungen nach Überschreiten einer Toleranz diesbezüglich.
Betriebssystem
Kennen viele, vor allem wenn Anbieter sich zuvorderst um eine andere Plattform kümmern: Apps, die lieblos in die Plattform gepflügt wurden. Windows-Nutzer etwa konnten in der frühen Phase nur auf von Microsoft bereitgestellte Apps auf Facebook und Twitter zugreifen. Die waren selten konkurrenzfähig gegenüber denen der anderen Plattformen oder ihren Nachfolgern. Vielmehr galt es den App Gap zu überwinden, jene Lücke, die sich in Ökosystemen zwischen gefragten und gegebenen Apps auftat. Anfangs zwischen Android und Apple war das genau so. Aber seit Apple von Android auf allen Märkten niedergewalzt wurde, prangt überall wo ein App Store Badge hängt einer von Google Play daneben.
Bindeglied
Was fehlt ist ein Bindeglied, eine Plattform die alles eint, für die aber per se nicht so entwickelt wird wie für herkömmliche App Stores, wo rund um hundert Megabyte für trivialen Funktionen schon zum gutem Ton gehören. Es gab das Bindeglied schon, vor dem Browserkrieg, vor der neuen Vielfalt am Browsermarkt, vor mobilen Browsern und vor Apps auf Mobilgeräten: Ich meine Web-Plattform an sich, und ihre Bestandteile:
- HTML in seinen Dialekten, die in einem aus allem Besten zusammengeführt wurden,
- CSS in verschiedenen Versionen und nunmehr in Modulbauweise fortgeführt, und nicht zuletzt
- JavaScript, das nunmehr nur noch Namenspatron eines längst standardisierten, ECMAScript ist, das in jährlich neu aufgelegten Versionen daherkommen, die durch ein Nummernschema klar voneinander unterscheidbar sind
An Stelle von Substituten wie Plugins und Apps rücken wieder Standards, es findet also mobil wie generell ein Rollback statt, weg von proprietären Plattformen hin zu einer, zu der offenen, zur Web-Plattform, aus der all das entstanden ist. Das ausgerechnet Google als Speerspitze hervortut, das am meisten von geschlossenen Ökosystemen profitiert hat, erst durch die Wahl von Java von Oracle als Programmplattform, weil man dadurch eine vitale Entwicklergemeinschaft anzapfen konnte, und nicht zuletzt durch einen vitalen Handel mit kostenpflichtigen Inhalten, bei dem man sich vom App Store inspirieren ließ, hat einen guten Grund: Man ist sich der disruptiven Energie, die von dem Wandel ausgeht, sehr wohl bewusst.
Bullshit-Bingo
Disruption, so hört man, ist unerbittlich.
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