"4,00 KB frei" an der Terabyteschwelle

Das macht man normalerweise nicht: Man schreibt sich Passworte ebenso wenig auf, wie man sich an sie erinnern kann, wenn sie gut sind. Doch nachdem ich es zum hundertsten Mal vergessen und wieder nur mühsam rekonstruieren konnte, habe ich es mir aufgeschrieben. Seither wartet der Zettel in der Küche darauf benutzt zu werden, denn dank visuellem Gedächtnis hab ich zwar das Passwort nicht im Kopf, aber eben den Zettel vor dem inneren Auge.

Vergessen kann ich das nicht ganz unkomplizierte Passwort eigentlich nicht: So viele Zeichen weist es nicht auf, schließlich kommt es nicht auf die Länge an, sagen zumindest die mit kurzen Passwörtern. Doch wenn man den Computer nur noch in den Ruhemodus bringt, um abzuschalten, und um aus diesem schnellstmöglich wieder in Betriebsbereitschaft zu kommen, dann werden mit der Sitzung und den Sitzungen in der Sitzung ja auch alle Nutzerdaten aufrechterhalten. Und so beispielsweise bereits im Browser eingegebene Daten, die bei dessen Ende mit den anderen Daten einer Sitzung ins digitale Nirvana befördert würden.

Und so wird der Browser, wenn er nicht Chrome oder Firefox heißt, nur seltenst neu gestartet, und umso seltener kompliziertes in Erinnerung gerufen wird, desto schneller ist es nun mal in Vergessenheit geraten.

Und je mehr Platz einem zur Speicherung von Daten zur Verfügung stehen, desto eher neigt man dazu seine Pflege zu vernachlässigen. Da werden Wiederherstellungspunkte gesammelt als bekäme man fürs Rasen Prämien aus Flensburg. Oder in den Ordnern für temporäre Dateien lagern welche aus dem letzten Jahr, getreu dem Motto „Provisorien sind für die Ewigkeit“. Und wenn es nach den Browser und darin eingebetteter Plugins geht, erhält jeder und jedes demnächst 32 Gigabyte für den jeweiligen Cache zugewiesen.

Dagegen gibt es im Allgemeinen und für jeden Spezialfall Mittel und Wege, Datensparsamkeit herzustellen. Doch irgendwann gerät das an seine Grenzen, und an dieser Schwelle zur nächsten Kommastelle stehe ich gerade, während der Rest der Welt seine Daten der „Cloud“ anvertraut und schmalbrüstigere Alltagscomputer verkauft werden. Antizyklisches Verhalten könnte man das oder mich einen Geizkragen nennen, oder jemand möchte mir an ein auf das Speichervolumen anzuwendendes Pendant zum Moore’schen Gesetz aufzeigen. Doch vielleicht ist es einfach nur der Lauf der Zeit und Notwendigkeit neuer Lösungen. Schon eher das.

Im Moment jedenfalls habe ich „4,00 KB frei“ an der Terabyteschwelle, jedenfalls auf der primären Festplatte. Und deswegen gibt es jetzt trotzdem noch was für mich zu tun.

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