Berufswahl

Menschen, die bereit sind die erste und letzte autonome Phase ihres Erwachsenenlebens aufzugeben, um einen Beruf zu erlernen der ihnen im besten Fall keine Bauchschmerzen bereitet, finde ich nicht gut, aber ihre Opferbereitschaft nötigt mir Respekt ab. #Berufswahl

— #CO2Steuer-Berater ???? (@springfeld) June 26, 2019

Kindheit ist Freiheit. Frei von Geschäftsfähigkeit, strafunmündig, Ist das Taschengeld weg, kommt spätestens in der darauf folgenden Woche mehr. Normen gelten nur bei Tisch, oder werden untereinander ausgefochten. Man ist unbewusst komplett ungebunden, mit einer sehr bewussten Ausnahme: Schulpflicht.

Mit der Jugend einher geht der Besuch der weiterführenden Schule, und wenn man das Privileg hat, das erste Mal eine wegweisende Entscheidung selbst treffen zu dürfen, wie ich im Grundschulalter, nämlich die zwischen der „Empfehlung“ meiner Grundschullehrerin Frau Ising und einer zweiten Chance an der Förderstufe derselben Schule, dann bekommt man an dieser Schwelle bereits eine gewisse Selbstbestimmtheit, die gut tut und das Selbstbewustsein schult.

Die erste Wahl ab 16 und für viele der Führerschein sind dann die ersten autonom getroffenen, weitreichenden Entscheidungen.

Nach dem Abitur spätestens stellt man dann die Berufswahl, aber für mich stand da schon lang fest, dass ich „was mit Computern“ machen wollte. Weder das Öko- noch das Hochschulsystem war damals bereit für mich und was dann kam.

Das Internet brach sich grad erst Bahnen, Baustellenschilder und Browser der ersten Generation waren gängig. An der Fachhochschule Frankfurt gab es drei quasi-öffentlichen Linux-Terminals, für die Zugänge im so genannten Rechenzentrum vergeben wurden. Das war aber keineswegs ein regulierender Eingriff: Belegt waren die nie. Gelehrt wurde Programmieren anhand von Pascal, kein einziger Student hatte ein Notebook dabei, die Vorlesungen waren reine Theorie und praktische Übungen vollführten die angehenden Informatiker paarweise, meist als Paar aus einem Naiven und einem Nerd. Das war für niemanden gut. ((Wenig später begegnete ich im Berufsleben meinem entsprechenden Pendant aus einem vorangegangenen Jahrgang, der als angehender Projektleiter angestellt wurde, was damals und heute eine Wegbeförderung war, damit derjenige nichts Schlimmeres anrichtete. Er begriff das als Sprungbrett, und in einer gerechten Welt wäre es eine Planke. „Deutschlands bester Java-Programmierer“ war damals schon gegangen, und startete mit einer blendenden Karriere durch. Und ich saß plötzlich mit einem da der die Planke als Sprungbrett begriff, der seinen kostspieligem Computer noch am ersten Tag mit einem DNS-Changer versah. Zweimal. Als ich das zweite Mal abbrach, war ich dem als Projektleiter eingestellte Antinerd, an dessen Name ich mich heute nicht einmal mehr erinnern kann, bereits beim nächsten Unternehmen, um dort nichts schlimmer, aber auch rein gar nichts besser zu machen.

Und die Moral von der Geschichte: Berufswahl ist das eine, das richtige Momentum beim Berufsstart aber steht auf einem ganz anderen Blatt und ist von so großer Bedeutung für das Leben, das wir als Erwachsene zu einem Drittel zur Erwerbsarbeit nutzen. Deswegen: Augen auf bei der Berufswahl. Sie findet nicht alle vier Jahre statt.

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