30 Zone

Baupläne für den Umbau der Frankfurter Straße sorgen in meinem alten SPD-Ortsverein Martinsviertel-Johannesviertel für Widerspruch, und bei einer Ortsbegehung folgten dem wohl »knapp 30 Anwohner« – wobei ich behaupte, das niemand gezählt hat, wie viele Anwohner oder den Aufstand antizipierende Genossen darunter waren.

Fest steht nur: Etwas mehr als 30 Parkplätze werden verloren gehen, wenn die Planungen wie bei HEAG mobilo veröffentlicht umgesetzt werden. Etwas weniger als 30 „Anwohner“ waren vor Ort und bekundeten ihren Unmut. 30:30. 1:1.

Inklusion und intelligente Mobilität kosten Platz, Parkplätze zuvorderst.

Menschen einander näher zu bringen erreicht man nicht, indem man sie davon überzeugt das andere Menschen ihnen ihre Plätze wegnehmen, egal ob es Arbeits- oder Parkplätze sind. Und man macht intelligente Mobilität nicht möglich, indem man weiter tonnenschweren Dinoöfen protegiert. »Autofahrer sind auch nur Menschen«, aber dieses auch würde bedingen, dass man sie vorher anders behandelte. Hat man auch: Man hat Darmstadt in eine autogerechte Stadt gewandelt.

Das jetzt ausgerechnet die heranwachsenden Genossen dafür plädieren, die Politik der autogerechten Stadt fortzusetzen, ist absurd, oder einfach rückwärtsgewandt. Man mag die 30 aus der Anwohner und Autofahrer für sich gewinnen. Die anderen zigtausend Menschen, die nach diskriminierungsfreier Infrastruktur verlangen stößt man damit ab.

Wir können gesellschaftliche Teilhabe für alle zu Gunsten von ein paar Anwohnerparkplätzen drangeben, indem wir in ihrer Mobilität eingeschränkten Personen das Leben schwerer machen. Oder wir nehmen sie mit an Bord, im grünen Darmstadt-Nord zwischen Nordbahnhof und Willy-Brandt-Platz, wie zuvor beispielsweise auf der Tangente Rheinallee, auf »Neue Wege für Arheilgen« oder demnächst auf der Bismarckstraße, nämlich etwa mit Hochbordhaltestellen und Orientierungsstreifen. Man käme mit Rollstühlen und Gehhilfen von und nach entlang der Frankfurter Straße. Jeder. Egal ob mit einem Auto, oder Öffentlichen Verkehrsmittel. So wie es schon in Arheilgen entlang der Frankfurter Straße gemacht hat, als der zuständige Stadtrat noch Genosse war und da wohnte, mit anderen Worten: Als das alles noch gut war, auch wenn die Projektkosten explodierten.

Damals haben die Grünen im Übrigen, damals auch schon an der Regierung beteiligt, bereits darauf hingewiesen, dass die Planungen Radfahrer diskriminieren. Dennoch hat man an den Planungen festgehalten und ein Mischmasch aus Schutzstreifen und für Radfahrer freie Bürgersteige umgesetzt, die eine Fahrradstraße in Arheilgen unabdingbar gemacht haben. Aber das Lichtraumprofil in Arheilgen ist natürlich ein anderes. In der Frankfurter Straße nördlich des Willy-Brandt-Platz ist viel mehr Platz, auch Parkplatz. Eben 33 weniger. Aus dieser Fundamentalopposition heraus wird meine SPD im Viertel, die jedenfalls nicht drei Jahre halten können. Dafür wird sie mit ihrem Vorgehen mehr verlieren. In die Gefahr, in die 30er Zone zu kommen, also auf dem Stimmzettel, wird sie so ganz sicher nicht.

Vor fünf Jahren haben wir mit dem Slogan »Fahrrad fahren macht schön« Vor den jüngsten Kommunalwahlen wurden mehrere der damals beteiligten aus dem Vorstand gekegelt. Seither kann ich wieder mehr Radfahren. So wie die Grünen in ein paar Jahren mit der SPD. Ob deren Slogan dann auch »Autofahrer sind auch nur Menschen« wird ist noch nicht entschieden. Für sie kämpft sie jedenfalls schon heute. Das ist ihr immerhin schon positiv anzuerkennen: Sie macht nach der Wahl, was sie vorher auf den Plakaten ankündigt. Den Autofahrer nicht nur als Mensch zu verstehen, sondern auch als Anwohner.

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