„Ich sehe überhaupt keine Veranlassung, mein Mandat niederzulegen.“

Hanno Benz hat Verantwortung übernommen1. Damit hat keiner gerechnet, aber ausgerechnet mit dem Verzicht auf das Mandat und dem Versprechen (oder der Drohung ;-)) der Darmstädter SPD treu zu bleiben, hat er sowohl innerparteilich als auch bei den Darmstädtern vermutlich mehr Sympatien erworben als ein Festhalten es jemals hätte.

Sicherlich werden jetzt einige mutmaßen, dass sich Hanno Benz damit einer Verschnaufpause hingibt, um zu einem späteren Zeitpunkt für ein anderes Amt zu kandidieren. Sein Vater Peter Benz als ehemaliger Oberbürgermeister könnte da Inspiration sein, und korrekt camelized wird aus den Binneninitialen, einem Verwandten des BinnenMajuskel, das Kürzel OB, denn man kann sich HannO Benz auch ganz gut auf Wahlplakaten für eine Oberbürgermeisterwahl vorstellen.

Ganz und gar keine Vorstellungskraft hingegen hat Michael Siebel, sein ewiger Stellvertreter im Amt, jedenfalls wenn es um die Interpretation der Mahnung seines Vorsitzenden geht, der in seiner Erklärung an die Presse schrieb, er »empfehle allen, die in den vergangenen Jahren Verantwortung in Fraktion, Partei oder Magistrat getragen haben, diesem Schritt ebenfalls zu folgen und ihre Mandate nicht anzunehmen.«. Der seit 1999 amtierende MdL im Wahlkreis im Darmstädter Norden jedenfalls kommentierte das ihm vorgeblich unbekannte Schreiben seines jahrzehntelangen Weggefährten lapidar mit den Worten, er »kenne diese Erklärung nicht« und »sehe überhaupt keine Veranlassung, mein Mandat niederzulegen«. Ganz im Ernst, man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen, bevor der Brechreiz einsetzt:

Ich sehe überhaupt keine Veranlassung, mein Mandat niederzulegen.

Michael Siebel

Das er als Spitzenkandidat der vorangegangenen Kommunalwahl in Darmstadt Verantwortung für die 21,3% von 2011 zu übernehmen hatte, hatte er damals ja auch nicht verstanden. Und das obwohl er seinerzeit mit Hanno Benz2 den eigenen, amtierenden Oberbürgermeister demontierte, dessen Wiederwahl auf den Termin jener historischen Kommunalwahl fiel, also auf den selben Termin, bei dem er sein Gesicht für die Darmstädter SPD als Spitzenkandidat hinhielt, woraufhin die SPD in Darmstadt ihres verlor.

Die Zeit ist reif, Michael Siebel nimmt seinen Hut

Wir erinnern uns: Niemals in der Geschichte der SPD-Hochburgen hatten Funktionsträger einen amtierenden Oberbürgermeister der eigenen Partei so beschädigt, das von der Hochburg an einem Wahlabend nur noch eine Ruine übrig war. Und der Einzige, der damals Verantwortung übernahm, war der geschasste Oberbürgermeister, der zuvor im Rahmen der so genannten »Beschlüsse von Weimar« erst überhaupt stellvertretender Vorsitzender geworden wurde.

Bleibt also festzuhalten, dass der Multifunktionär Michael Siebel kein Verschulden und also auch keine Verantwortung seinerseits erkennt; oder, um in seinen Worten zu sprechen: keine Veranlassung, Verantwortung zu übernehmen.

Ganz im Gegenteil ist Michael Siebel nun für die Nachfolge von Hanno Benz im Gespräch; Michael Siebel,

Nicht so für Siebel. Der Eisberg ist wohlgemerkt nicht in Sicht, gerammt, das Schiff leck, gesunken; nein, der einst so stolze Dampfer MS SPD Darmstadt liegt seit fünf Jahren am Grund, und der Kapitän schmiedet Fünfjahrespläne für 2021. Einsicht ist Einsehen und Sicht, wie beim Eisberg. Wer noch versucht auf den zuzusteuern, hat keine Lösungen parat, sondern verzichtet sogar darauf das Problem zu erkennen. Es fehlt wie immer an der Analyse.

Des Weiteren gibt es überdies bisher absolut keine Erkenntnisse dazu, wer den verheerenden Wahlkampf mit dem Slogan »Autofahrer sind auch nur Menschen« und »Guter Verkehr (!3) für alle« zu verantworten hat, wer der biologische Vater bei der unbefleckten Empfängnis war und ob die so stattgefundene kontaktlose Empfängnis eine frühe Form von NFC war. Für letztere beide Punkte erwarten wir früher oder später wenigstens eine plausible Erklärung seitens der Wissenschaft. Für die Kornkreise fand sich die auch. Und der Siebel? Der dreht sich halt weiter im Kreis, wenn auch nicht im Seeheimer. Wie jemand, der einen Kreisverkehr nicht verlässt, aussieht, kann man ganz gut in Paris4 oder von Mr. Bean gespielt sehen.

Genossen, designieren kommt vor Resignieren.

  1. Der Wortlaut seiner persönlichen Erklärung war wie folgt»Das Gesamtergebnis der SPD in Darmstadt ist mehr als unbefriedigend ausgefallen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und liegen nicht nur in der Kommunalpolitik. Trotzdem ist festzuhalten, dass es in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist, die SPD wieder für breite Wählerschichten attraktiv zu machen. Persönlich habe ich – im Vergleich zum Gesamtergebnis – in der Wahl ein gutes Ergebnis erreicht. Ich konnte meinen Listenplatz halten, und der SPD in meinem Heimat-Stadtteil Arheilgen ist es gegen den Trend gelungen, wieder stärkste Partei zu werden. Ich war nicht Spitzenkandidat der Darmstädter SPD, weder die inhaltliche noch die organisatorische Wahlkampfleitung lag in meinen Händen. Aber als einer von mehreren Verantwortungsträgern übernehme ich eine Teilverantwortung und trete mein gewonnenes Mandat in der Stadtverordnetenversammlung nicht an, auch um neuen Gesichtern Platz zu machen. Ich empfehle allen, die in den vergangenen Jahren Verantwortung in Fraktion, Partei oder Magistrat getragen haben, diesem Schritt ebenfalls zu folgen und ihre Mandate nicht anzunehmen.« Sie wurde als einziges im Ganzen von Radio FFH veröffentlicht []
  2. und dem damals amtierenden SPD-Parteivorsitzenden Wolfgang Glenz []
  3. Verkehr, also Sex, nicht Mobilität []
  4. gutmeinend []
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