Organisierte Mehrheiten organisieren

So was wie gelenkte Demokratie gibt es nicht, dazu ist Demokratie zu differenziert. Aber im Kleinen, auf allen Ebenen der Gliederungen der Vereine und Parteien etwa, da findet so etwas statt. Meist nicht so deutlich wahrnehmbar wie Sigmar Gabriel, der auf dem Leipziger Parteitag vom Rednerpult eine Liste nachzuwählender Genossen verkündete, weil nicht sein kann das bestimmte Länder nicht oder nicht paritätisch vertreten seien. Meist findet es durch vorherige An- und daraus hervorgehende Absprachen statt. Organisierte Mehrheiten nennt sich das dann. Junge Leute, die du noch nie gesehen hast, „wählen“ homogen Leute die sie größtenteils noch nie gesehen haben können. So herbeigekarrtes Stimmvieh steht im Widerspruch zur innerparteilichen Demokratie und des dort im Ideal herrschenden Wettbewerb um die Stimmen. Auch wenn diejenigen, die Listen mit Wahlempfehlungen liefern, gern das Gegenteil behaupten, deren Existenz bestreiten oder diese Listen sogar als wirkungslos dahinstellen. Ich wurde nicht nur Zeuge der Wirkkraft von Listen, sondern auch deren Ziel. In der kleinsten Gliederung, meinem Ortsverein. Da kam es beispielsweise dazu, das zwei Eheleute wie wir es sind, nicht nur in der vorherigen Sitzung eigens zum Ortsverein zugehörig beschlossen wurden, obwohl ihr Zugehörigkeit juristisch längst vollzogen war. Die so herbeigeführte Formalie wäre folglich nicht nur unwirksam, sie hätte eigentlich mindestens zur Folge haben müssen, das die Verantwortlichen Rede und Antwort stehen. Oder sogar dazu das dieselben, wenn denn mit einem Mindestmaß an Würde und Verantwortung gesegnet, ihren Hut nähmen. Stattdessen erhielten beide sogar ein identisches Stimmergebnis. Niemand wich von der insgeheimen Wahlempfehlung ab, und alle hieran Beteiligten bescherten sich damit eine noch größere Peinlichkeit als ohnehin schon. Mehr noch führte die ausgegebene Parole zu einem noch bizarreren Wahlergebnis: Dasjenige Vorstandsmitglied das noch bei der letzten Jahreshauptversammlung harsche Kritik vom damals scheidenden Vorsitzenden einstecken musste, weil sie dessen Wahlergebnis im Vorjahr anfocht, geriet zur Quotenfrau, um meine auch ganz sicher aus dem Vorstand zu wählen. Und so kam es nach 9 Jahren und fast ebenso vielen Wahlen mit immer weniger als an einer Hand abzählbaren Stimmen für die nicht mehr ganz so junge Frau zu einem beinah so guten Wahlergebnis wie dem der Vorsitzenden. Erstaunlich auch, weil die selbe Kandidatin bei der letzten Kommunalwahl angetreten war und unser Parteibüro wiederholt viele Hinweise daraufhin erhielt, das da jemand auf der Liste der SPD kandidierte, der da nach Wahlrecht nicht hätte hingehört, weil ihm die dazugehörigen rechtliche Fundament entzogen worden sei. Was in meiner SPD als offenes Geheimnis von den Parteispitzen bis in die Parteibasis gehandelt wird, dem sich keiner der Aktiven entziehen konnte hat es bis heute erstaunlicherweise nicht einmal in die gut vernetzte und stets wohl informierte Lokalpresse geschafft. Wahlempfehlungen in ListenformWas lernen wir daraus? 66 Jahre Regierungsbeteiligung der SPD hat Strukturen und Methoden hervorgebracht, mit denen die davon lebenden gut leben können. Die organisierten Mehrheiten, die sie bei Bedarf ab- auf den Plan rufen sind zu blöd Wahlergebnisse zumindest so aussehen zu lassen als seien sie demokratisch legitimiert. Die organisierenden Mehrheitsbeschaffer haben das moralische Niveau so tief sinken lassen das die sich als junge und Linke gerierenden Strippenzieher älter und rechter aussehen als Johannes Kahrs um 3 Uhr morgens auf der Reling der Spargelfahrt. Mir persönlich widerstreben organisierte Mehrheiten vor allem wenn sie zu meinen Ungunsten wirken, aber noch viel mehr wenn sie das organisieren von Mehrheiten für politische Projekte behindern. Darmstadt hat diese Partei demokratisch in die Opposition gewiesen, weil sie sich fortwährend im Kleinkrieg mit sich selbst befand – den Höhepunkt darin findend, das sie ihren eigenen Oberbürgermeister enthob. Das ich mich jetzt in einem formalem Kleinkrieg mit den damaligen Protagonisten befinde, dessen roten Sockenpuppen gegen den Wind stinken lässt mich zu einer Prognose hinreißen: Wer Wahlen gewinnen will, muss Wahlen gewinnen wollen. Diejenigen, die sich derzeit wie zu jeder Zeit auf ihre Ämter und Funktionen einen runterholen, wollen keine Wahlen gewinnen, sondern eben die, Ämter und Funktionen. Mit deren teils über Generationen sprichwörtlich gewachsenen Machtstrukturen kann man als kontaktscheuer Einzelgänger natürlich nicht mithalten. Mit einer Ausnahme: Einfach mal Politik machen. Das empfehle ich auch allen anderen Protagonisten. Wer das nicht kann, der oder dem empfehle ich: »Einfach mal Fresse halten.«, insbesondere an die Sockenpuppen gerichtet.

Fortsetzung folgt

Twittern Organisierte Mehrheiten organisieren via Twitter kommentieren

Ad Blocker Blocker Blocker!

Sie haben keinen Ad Blocker aktiviert, möglicherweise weil sie Kostenloskulturkritiker hereingefallen sind.

Ad Blocker Blocker schaden der geistigen Gesundheit, denn sie verblöden den Kostenloskulturkonsumenten.

Geben sie Ad Blocker Blockern keine Chance.

Installieren sie noch heute uBlock oder ähnliche!