Thilo Sarrazins neuer Bestseller in 8 Worten: »Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.«

Thilo S. produziert Bestseller in Serie: Seine #1 ist noch immer Bestseller #1 in „Politik“. Seine #2 immerhin noch #1 in „Finanzpolitik“. Und sein Machwerk #3 aufgrund des aktuellen Hype darum Bestseller #1 in „Bücher“. Die Rede ist von Thilo Sarrazin und der gegenwärtigen Platzierung seiner „Aufklärungsliteratur“.

Dabei hat die Aneinanderreihung von Klischees zu kurzschlüssigen Thesen, gestützt auf Zahlenreihen, die einen Gutteil des jeweiligen Werkes ausmachen nicht den Charakter von Aufklärung, sondern vielmehr des Gegenteils: Aufklärung wäre es, die gezogenen Schlüsse nicht zum geschlossenen Weltbild zu erklären, sondern den Leser darauf hinzuweisen, das neben den intellektuell recht einfachen Erklärungsversuchen auch andere Ursachen die dargestellten Wirkungen erklären können. Wer die Generalabrechnung mit der Bibliothek Thilo Sarrazin als reflexhaftes „Gutmenschentum“ abtut, sollte sich überlegen wer diese Wortwahl noch so verwendet und am lautesten Beifall klatscht. Klar ist dieser Beitrag wie viele billige Polemik, Einzelne Rückschlüsse von Thilo Sarrazin sind vielleicht tragfähig. Das ändert aber nichts an der Tatsache das billiger Populismus zündet und der Nächstbeste daraufhin zündelt. Nehmen wir Breivik, der sich derzeit um eine neue Spielekonsole bemüht, vermutlich weil er alle Killerspiele durch hat. Sein Weltbild ist ziemlich konfus und von Verfolgungswahn getrieben, er ist des vielfachen Mordes wegen verurteilt und trotzdem sind sich sogenannte Spitzenpolitiker wie Sigmar Gabriel nicht zu schade seine Taten – die ja ausgerechnet an der Jugendorganisation seiner norwegischen Schwesterpartei angerichtet wurden – als Argument für die Vorratsdatenspeicherung zu missbrauchen. Und er kann das nur, weil er Namen und Funktion hat: Sigmar Gabriel, Parteivorsitzender der SPD. Bei Thilo Sarrazin ist das ähnlich, dessen Funktion war allerdings, danach was man so hört ging es darum möglichst viel Steuergelder zu verbrennen.

Deutschland schafft sich ab, nur anders als angedacht: Nach dem kurzen und keineswegs kurzweiligen Ausflug in die Finanzpolitik, mit der der so genannte Sozialdemokrat der sogenannten AfD und anderen rechten Euro-Kritikern das Wort geredet hat, kehrt Sarrazin zu seinen Wurzeln zurück. Das dies an der wie seine Fiskalpolitik nur mäßig erfolgreichen Auflage lag ist nur ein fieses Gerücht, das seine und um ehrlich zu sein eher rote Zahlen hervor brachte, wendet sich Sarrazin wieder denjenigen zu die ihm besonders zugetan sind: Frauen und Männern mit besonders niedrigem Bildungsniveau und schlechten Aufstiegschancen, und damit es diesmal klappt mit den Absatzzahlen erzählt er denen nicht nur was sie hören wollen, sondern greift auch ganz tief in die Mottenkiste. Damit einer sich nämlich selbst als Opfer gerieren kann, muss er erstmal zum Täter werden.

Die populistischen Brandstifter Ursula und Thilo Sarrazin schreiben seit Jahren Bücher, in denen sie der Gesellschaft einen Zerrspiegel vorhalten. Reich an Zahlenmaterial, das gerade so arrangiert wird, das es die weit hergeholten Thesen soweit stützt, dass das Kartenhaus nicht bei der ersten Rezension in sich zusammenbricht. Und wie jedes Mal gibt es ein paar bezahlte Rezensenten, die sein neuestes Pamphlet fast so hoch loben wie seine Fanbase und Freundeskreis: wert- und rechtskonservative Spinner, die sich längst wieder nach einem zunächst nur ideologischen Führer sehnen. »Das wird man ja wohl noch sagen dürfen« in ein Buch gegossen

»Wie man in den Wald hinein ruft«)

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