Internet in Dosen, oder: „Netzneutralität“

Wer kennt das nicht: Mitten im Abrechnungsmonat, nach 90% des mit alternativlosen Vertragsbedingungen akzeptierten Übertragungsvolumen kommt eine SMS und verkündet Bandbreiten aus der digitalen Steinzeit. Zugegeben: Flatrates erinnern ein kleinwenig an sozialistische Verhältnisse, „Allen alles und so“, im Sozialismus wäre ein Internetanschluss möglicherweise per se gedrosselt wäre – aus Kuba kann ich das bestätigen, Nordkorea-Urlauber mögen mich korrigieren – aber immerhin, so zumindest der Anspruch – in der Stadt so wie auf dem Land. Im Deutschland der sozialen Marktwirtschaft hat jeder Hartz IV-Empfänger täglich etwa 3 Euro zum blanken überleben, Internet inklusive. Auf dem Land lassen sich die Kommunikationsunternehmen – oder reden wir Tacheles: die Telekom, der ehemalige Monopolist – die letzte Meile vergolden. Und in den Städten und Zentren ist Mobiles Internet anno 2013 immer noch so schnell wie die Nachfrage es hergibt – was jeder erlebt der mal in großen Menschenansammlungen das Internet zu nutzen versucht hat. Noch schlimmer ist nur das Eingeständnis der Provider, das die vorgebliche Netzabdeckung, die auch mal anschaulich in Kartenform daher kommt, eigentlich reine Phantasie aus der PR-Abteilungen ist. Doch wo besagte Verknappung im mobilen Internet aufgrund inkompetenter Provider oder zu geringer Nachfrage noch erklärbar wäre: Im Festnetz ist es das nicht. An jeder Ecke stehen sie inzwischen, die PackStation-großen Schaltschränke, die vor Jahren aufgestellt wurden. Sie beherbergen auch die Technik, die die darunter liegende Verkabelung in die Haushalte 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64 oder 128 Mbit/s möglich machen. Die schleichende Möblierung des öffentlichen Raums, durch solche riesigen Schaltschränke, durch die dezentrale Verteilung an die Briefzusteller in kleineren Containern an aber mindestens genau so vielen Standorten, haben wir stillschweigend hingenommen, der Effizienzsteigerung wegen. Aber das Geschrei war groß, als es plötzlich hieß: Briefe kommen nur noch Montags bis Freitags. Von den Vorhaben hat die Deutsche Bundespost inzwischen Abstand genommen. Von der Limitierung der Bandbreite ab einem gewissen Volumina, vom Ende der Netzneutralität noch nicht. Internet kommt in Deutschland demnächst in Dosen, zumindest von der Telekom. Schöne Grüße aus „Telekom-City“ Darmstadt, unweit der T-Online-Allee. Fickt euch ins Knie, liebe Telekomiker, Robert T-Online rotiert in seinem digitalen Grab.

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