BdV, Thilo Sarrazin & "BILT, BamS und Glotze" verstehen in zweieinhalb Minuten+

Merkel beim BdV, Gauck in Polen

Die Kanzlerin beim BdV protegiert 2012 weiterhin unversöhnlichen Standpunkte, denen sich Deutschland unterordnet, weil viel zu langsam aussterbende „Vertriebene“ in der Tradition von vor 1945 behaupten, jenseits des wiedervereinten Deutschland Eigentum für sich beanspruchen zu können. „Darf es ein bisschen mehr sein?“ fragt man sich, vielleicht „Deutschland in den Grenzen von 1937?“. No, thanks! Trotzdem reist Merkel Erika Steinbach gedanklich jedes Jahr nach. Und sichert sich mit solcherlei Positionierung die Stimmen der Ewiggestrigen. Zeitgleich reist der neue Bundespräsident zu seiner ersten Auslandsreise nach Polen. Was für eine verlogene deutsche Innen- und Außenpolitik, die sich solche Widersprüche leistet, ohne völlig von der freien Presse auseinander genommen zu werden. Es findet schlicht keine Kritik statt. Und das aus dem selben Grund, derentwegen „Die Linke“ noch immer ausgegrenzt wird: Deutschland begreift sich 2012 als antikommunistischen Bollwerk, während ein Symbiont aus sozialistischem Weltbild und westlicher Wirtschaftsphilosophie längst all unsere technischen Errungenschaften produziert. Das ist verlogen im Alltag derer, die gegen „Die Linke“ geifern, und ihr Smartphone „Made in China“ ans Ladegerät „Made in PRC“ stecken und noch immer vom „Exportweltmeister“ zehren. Und genau solchen unreflektierten Publikums erfreut sich Thilo Sarrazin, wie hier in Potsdam:

Der Typ lacht im Video seine Leser aus, und die applaudieren ihm dafür. Fucking unfassbar.

Selbst neue Mitte und Linke befindet, unsere Gesellschaft sei denen auf dem Islam grundierenden aufgrund Aufklärung im Vorteil. Da behaupte ich doch mal ganz frech: Was nutzt die Aufklärung, wenn sich eine selbstverliebte, im Grunde apolitische Konservative in Deutschland herausbildet. Auch in unserer Partei gibt es solche Tendenzen zur Genüge, ich würde sogar weite Teile des Interview „Sarrazin hat an den programmatischen Grundlagen der Partei mitgearbeitet“ unterschreiben. In der Abgrenzung von der Partei „Die Linke“ setzt sich das ins tagespolitische Handeln durch. Mit einer rechts-konservativen CDU – die auf Ausgrenzung statt Integration setzt, auf Atomlobby statt Erneuerbare Energien, auf Bildung zum Selbstkostenpreis anstatt freien Zugang zu (Hoch-)Schulen – hat man weniger Probleme als im Umgang mit linken innerhalb und außerhalb der SPD. Nur weil der volkswirtschaftlich selbstmörderischen „Schuldenbremse“ nicht zugestimmt wird – einem Konstrukt das sich die Konservativen als Feigenblatt zur Verteidigung zukünftiger Sozialkürzungen als Kopfgeburt zurechtgelegt haben. Ekelerregend. Und der Grund warum die SPD zwar bei Direktwahlen eine Zukunft haben wird, nicht aber als Vasall und Steigbügelhalter anderer Konservativer. Nur wenn sich die Linke innerhalb der Sozialdemokratie wieder durchsetzt, und zwar nicht irgendwelche vermeintlich „Linke“ aus der „neuen Mitte“, hat die SPD wieder eine Chance.

Extremismustheorie im Vorwärts

Wer glaubt, ich übertreibe, nehme sich die aktuelle Ausgabe des von den Nationalsozialisten verbotetenen Vorwärts zur Hand. In der aktuellen Ausgabe gibt es ganz zu Ende einen Comic. In dem Comic geht es um den braven Demokraten, der sich der Publikation bemüht, um seine politische Botschaft zu verbreiten – im so gezeichneten Seitwärts. Daraufhin wird er vom aggressiv argumentierenden, aggressiv gezeichneten „Linksextremisten“ verhöhnt, dem das nicht genügt. Seine Mittel seien andere.

Kommunist wie aus dem Bilderbuch

Wenige Panels später mischt sich ein auf dem Flur vorbeimarschierender Neonazi in die Diskussion ein, beide beginnen sodann ihre aktive politische Betätigung als jeweils effektiver darzustellen. Die beiden extremistischen Gegenpole gehen lautstark miteinander um und dann vor die Tür. Da haben sie dann beide eine Fackel in der Hand und steuern auf ein Auto. Diese Anspielung auf Berliner Autobrandstifter ist auf so vielen Ebenen daneben, das mir fast die Sprache fehlt.

Neonazis betätigen sich als Brandstifter

Mal ganz abgesehen davon, das sich herausstellte, das die Brandstiftungen dann doch nicht von Funktionären der Jungen Union vorgenommen wurden, wie andernorts während des Berliner Wahlkampfs gemutmaßt wurde, sondern in den allermeisten Fällen wohl von einem apolitischen jungen Erwachsenen mit zu viel Freizeit und zu wenig Verstand: In Zeiten grassierenden rechtsextremen Terrors, mit Null linksextremen Morden auf der einen und weit über hundert auf das Konto von Rechtsextremen gehenden Toten allein in den letzten zwanzig Jahren ist die Gleichstellung doch mehr als verharmlosend dem rechtsextremen Spektrum gegenüber. Dem linksextremen Spektrum unterstelle ich jetzt mal ganz keinen Wettbewerb mit Rechtsextremen veranstalten zu wollen, sondern sich vielerorts dazu gezwungen zu sehen. Mit ihrem martialischen Äußeren und Äußerungen gehen mancherorts Links gesinnte kaum noch auf von Rechten bevölkerte Straßenzüge, jedenfalls nicht zur falschen Uhrzeit oder allein. In Magdeburg, Dortmund, Zwickau, München, Chemnitz aber vor allem kleineren Orten sind die politisch aktiven Linken vor allem deshalb manchmal so sehr aggressiv, weil sie mit ihrem Gegner mithalten müssen, um nicht als Opfer zu wirken und unfreiwillig unter deren Stiefel auf dem Bürgersteig zu landen. In größeren Gruppe unterwegs, mit martialischem Äußeren kommen dann halt auch Linke daher, aber meiner Einschätzung in vielen Fällen zum Selbstschutz. Die wesentlich besser organisierten, allzeit bereiten Rechtsextremen wären dagegen ganz gern in national befreiten Zonen unterwegs, und üben deshalb und mit diesem Ziel vor Augen physische und psychische Gewalt aus, ob gegen politisch anders denkende als auch gegen Minderheiten. Das ausgerechnet der Vorwärts einen dermaßen verzerrenden Comic abdruckt, war nach einigen gnaz Okay’en Ausgaben wirklich wieder ein herber Tiefschlag. Die Redakteure zu Zeiten des Verbots würden jedenfalls im Grabe rotieren, wenn sie diese Ausgabe in Händen hielten.

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