"Wacker gegen Hacker", oder: Alte Knacker reden über das Internet, oder: Das Paretoprinzip auf das Internet angewandt

Die hiesigen Vertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung geben sich Wacker gegen Hacker. Wacker! Eines dieser Worte denen man im Alltag nur noch begegnet, wenn man alte Filme schaut, oder neue Filme über alte Zeiten, oder vergilbte Bücher liest, oder Neuauflagen überholter Thesen; oder man begegnet ihnen wenn man mit alter Garde zu tun hat, oder sich mit jemand alter Schule unterhält; und in all den Momenten, in denen man sich mit den 20 Prozent beschäftigt, an die die Neue Medien nicht herangehen. Und an genau jene scheint sich diese Einladung auch zu richten.

Wacker! Alleinstehend schon fehl am Platz, so wie der komplette Titel. Der Duden bezeichnet Wacker veraltend – weshalb die über die man zu reden beabsichtigt kaum im aktiven Wortschatz haben werden, und sich von der Veranstaltung dementsprechend nicht angesprochen fühlen. Dabei gäbe es eine Menge synonym zu verwenden Alternativen:

Die einzige treffende Synonym zu „wacker„, das der Inszenierung („Wir, wacker, gut. Die, Hacker, schlecht“) angemessen wären, wären »(leicht abwertend) tollkühn; kühn, selbstmörderisch«. Unter der Überschrift »Wacker gegen Hacker – Aspekte und Folgen der Internetnut-zung für Wirtschaft und Gesellschaft« wagt die FES sich auf völlig unbekanntes Terrain, wie im Titel und Erläuterung unfreiwillig dokumentiert: Der Bindestrich in Internetnut-zung mag zwar in der offenbar zuerst formulierten Einladung richtig gesetzt sein, in der Entsprechung „in diesem Internet“ aber ist sie fehl am Platz. Das es sich um einen Tippfehler handelt, ist angesichts der weiteren Auftreten fehlplatzierter Bindestrich (als da wären „Ha-ckerangriffen“, „ver-schickt“, „durchdigita-lisierte“, „Be-reiche“, „Kreditkarteninformatio-nen“, „Möglich-keiten“, „Folgewir-kungen“, „Veran-staltung“) unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte es beim Kopieren aus der Text- in der elektronischen Datenverarbeitung in – im besten Fall – das CMS oder die E-Mail an den „der das Internet macht“ zur Übernahme eben jener Trenner gekommen sein, die im gedruckten Exemplar der Einladung noch einen Sinn ergeben haben mögen.

»Das Verarbeiten und Speichern von Daten ist mit dem Computer einfacher geworden.« Vor etwa vierzig Jahren war diese Entwicklung allerdings schon abgeschlossen, vor dreißig Jahren begann mit der nunmehr allgegenwärtigen Vernetzung bereits das Abschöpfen von Daten direkt beim Verbraucher und die Nutzung wurde für Unternehmen interessanter. Just zu diesem Zeitpunkt hätte unsere Gesellschaft mit den neuen Möglichkeiten wachsen können. Mit unserer Gesellschaft meine ich insbesondere diese unsere hiesige Gesellschaft, das mit neuen Technologien konfrontierte alte Europa. Da hat sich seither aber rein gar nichts getan. Ob am Silicon Valley, in Island, Osteuropa, Indien oder China, überall entstanden nuee Ökosysteme. In Deutschland schwemmte die Aussicht auf ein sechsstelliges Jahressalär1 allen voran minderbegabte Goldgräber an auf den Ansturm weder logistisch, intellektuell noch technisch vorbereiten Hochschulen an, um von dort mit Abschluss auf gut dotierte CTO-Posten abzuwandern, wo sie im besten Fall keinen Schaden anrichten konnten. »Aber die neuen Probleme werden immer unübersichtlicher.« Kein Wunder wenn mehrheitlich Informationstechnologie noch immer als Randerscheinung, notwendiges Übel oder das Ding der Nerds verstanden wird. Das Menschen, die sich seit Jahrzehnten mit den neuen Möglichkeiten konfrontiert sehen, denen sie sich nicht gewachsen sehen, weil ihnen den Kram nie jemand richtig erklärt hat, erklärt zweierlei: 1. Die Ablehnung all das in anderen vitalen Lebensbereichen zuzulassen. 2. Den Erfolg des so einfach wie möglich gestrickten Suchmaschine Google. Ob das jetzt die ahnunslose Politik, überforderte Unternehmen oder mehrheitlich Unterhaltung nachfragende Otto-Normalnutzer sind, alle haben ihre Nerds, Geeks, CTO oder „die/der den/das mit dem (Computer, Internet, …) machen“. Und dazu gehört wohl auch die Friedrich-Ebert-Stiftung. Nur für eine Veranstaltung zum Thema hätte ich mir schon ein wenig mehr erwartet. »Kaum eine Woche vergeht, in der nicht von neuen Ha-ckerangriffen auf große Konzerne, Staatsbehörden, Online-Dienstleister sowie private Internetnutzer berichtet wird.« Und da ist er auch schon, der erste schwere Faupax einer dilletantisch formulierten Einladung zu einer Veranstaltung, in der , wie so häufig in der Politik, über und nicht mit den Betroffenen gesprochen wird. So ausgestaltet ist völlig abwegig hierbei, wie in der Einladung formuliert, eine »erkenntnisreiche Veran-staltung« zu erwarten.

»Beim privaten Datenklau werden Mobiltelefone abgehört, elektronische Viren und Trojaner ver-schickt, (…)«, heißt es weiter. Womit die meiner SPD nah stehende Friedrich-Ebert-Stiftung offensichtlich den Bundestrojaner gemeint hat: Quellen-TKÜ inklusive Fähigkeiten zur Manipulation ihr „anvertrauter“ Daten, Abhören von Skype-, Mobile- und Festnetztelefonie sind jetzt auch keine ureigenen Methoden der Generation „Hacker, Cracker, Bauernfänger“, und als Trojaner kommt der Staatstrojaner ja schließlich daher. Folglich geht es der FES weniger um „Hacker“, denn um staatliche Allmachtsphantasien, an denen die ihr nah stehende, meine SPD ja tüchtig mitgewirkt hat. Wenn dann weiter hinten über »geknackte, Passwort geschützte Be-reiche im Internet« schwadroniert wird, und von »Adressen, Kennwörter, Mail-Adressen, Kreditkarteninformatio-nen und sonstige persönliche Daten und viel Geld« die Rede, ja vom »Betrug als ein globales Milliardengeschäft« phantsiert wird, fühlt man sich an #zensursula erinnert, denen der gesamte „parlamentarische Arm der SPD“ 😀 willig gefolgt ist, um des billigen Machterhalt wegen.

Es scheint, als hätte meine SPD nichts daraus gelernt. Jedenfalls diejenigen nicht, die sich solche Einladungen zu formulieren trauen und meinen damit die eigenen Klientel bedienen zu müssen und deren Vorurteile zu können.

  1. schon wieder so ein altbackenes Wort! []
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