Retrospektive #11 Jahrgang 2
Mal wieder Zeit für Retrospektive.
- Darmstadt führt die Bettensteuer ein, um Steuergeschenke zu kompensieren. Das gibt es bereits seit einiger Zeit in Köln und anderswo, ganz ohne Schwierigkeiten. Doch in schwierigen Zeiten wird da die BILD vor den Karren gespannt, und der Klage des Hotelverbandes dagegen steht nichts mehr im Wege.
- Kaum ist Roland Koch als Ministerpräsident zurückgetreten und beeilte sich Gespräche mit BilfingerBerger herunterzuspielen, um dann später deren Erfolg bestätigen zu müssen, da geht er schon beim kleinen Nebenverdienst der SPD, genauer Generälin Andrea Nahles, auf dem Leim: Koch bekocht Nahles las sich in der zufällig gefundenen BILD ganz geschmacksneutral, vor allem ohne die Ankedote und somit einfach nur als Homestory.
- Atomkraft ist relativ sicher. Eben so sicher wie jede andere Technik, von menschlichem oder technischem Versagen betroffen. Das mussten eben auch die Webmaster der Atomlobby lernen, deren Website pünktlich zum jüngsten Castor-Transport „defaced“ wurde.
- Der Deutschen Bank steht das Wasser bis zum Hals, mindestens bis in den neunten Stock.
- Niedersachsens Innenminister Schünemann fordert Abschuss von Frachtflugzeugen im Notfall und musste sich dann erklären lassen, das der weitaus größte Anteil Fracht im Bauch von Passagierflugzeugen unterwegs sind. Dumm, wenn man von seinem Job nicht die geringste Ahnung hat. Dümmer noch, wenn man es so deutlich demonstriert.
- CDU-Politiker Axel E. Fischer will „Vermummungsverbot im Internet“. Und ausgerechnet jener ist es auch, der sich im Netz vermummt und ohne rechtsgültiges Impressum daher kommt.
- Abgeordnete orderten großzügig eigene Abschiedsgeschenke, und beweisen damit in welchem Verhältnis sie zum Staat stehen: Ihren Fehltritt wollen sie nicht eingestehen, und nicht veröffentlicht sehen, und sie müssen ihre geldwerten Geschenke vermutlich auch nicht steuerlich absetzen. Und deshalb meine Forderung: »Rente ab 67 muss kommen! Für alle Abgeordneten, die ihren einmal erlernten Beruf nachkommen könnten.« Und aus aktuellem Anlass, weil er demnächst einen gut dotierten Job in der freien Wirtschaft antritt: »Wie viel nimmt Roland Koch dem Staat?«
- Das Dieter Gorny nun in der SPD-Medienkommission sitzt, spricht dafür das die Parteispitze sich weiter um die Integration berühmter – aber bisweilen eben auch berüchtigter – Prominenter bemüht. Da der nicht mehr ganz so junge Mann inzwischen etwa 20 Jahre im Geschäft ist, in einem Geschäfts das sich seither mehrmals gewandelt und vollständig transformiert hat, und Gorny bislang nie durch herausragend neue Ideen aufgefallen ist, die sich mit diesem Wandeln in Einklang bringen ließen, ist zu bezweifeln das es sich bei der Personalie um einen Gewinn handelt.
- Times kostet Paywall 90% seiner Leser
- Bischof Mixa kann nicht gegen blinden Kaplan anstinken
Und zum Schluss das Allerletzte
Der Autokonzern Porsche z.B. hatte durch Beteiligungen an ›riskanten‹ Finanzmarktprodukten 2008 mehr Gewinne erzielt, als durch den Verkauf von Autos.
Von daher kann man der lapidaren Feststellung des Filmemachers Hubert Seipel (Regisseur des Portraits ›Die Welt des Josef Ackermann‹) nur zustimmen, wenn er mit Blick auf die gegenwärtige Bundeskanzlerin feststellt: ›Sie dachte, sie sei an der Macht, dabei ist sie nur an der Regierung.‹ Nichts anderes sagt einer der es wissen muss – CSU-Chef Horst Seehofer: »Bei vielen Menschen herrscht der Eindruck, dass diejenigen, die gewählt werden, keine Macht haben, und diejenigen, die Macht haben, werden nicht gewählt.«
(via)
Retrospektive ist mein Format für all das, wofür ich keine Zeit hatte, aber was unter gar keinen Umständen unkommentiert bleiben darf. Retrospektive erscheint in loser Folge, zu willkürlichen Zeitpunkten, ein Anspruch auf eine Retrospektive entsteht dem Leser hierdurch nicht. 😉
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