24. August Windows 95

Die deutsche Wikipedia ist in Teilen in nicht mehr herzeigbarem Zustand. Gegenüber vergleichbaren Sprachen weist sie erhebliche Lücken, Fehler und zuweilen den Schreibstil eines betrunkenen Streifenhörnchens auf. Heute vor fünfzehn Jahren war ein denkwürdiger Tag, und ich war gespannt was ich heute und fünf Windows-Versionen später über Microsoft Windows 95 noch von Wikipedia erfahren mochte. Das Fazit: Fast nichts. Nur ein Abschnitt überraschte mich, möglicherweise weil ich bei Einführung von Windows 95 noch nicht über ein optisches Laufwerk verfügte:

In der Betaversion können mit dem virtuellen Gerätetreiber „cdfs.vxd“ (Größe: 77,2 KB) Musik-CDs noch wie ein gewöhnlicher Windows-Ordner geöffnet werden. Dort werden die einzelnen Musikstücke als kopierbare WAV-Dateien in Mono und Stereo in jeweils drei Qualitätsstufen angezeigt. Ein Rippen von Musikdateien war damit nicht nötig. Die „cdfs.vxd“ wurde in der Verkaufsversion durch eine nur noch 57,7 KB große Datei ersetzt, die nur noch Verknüpfungen anzeigt (*.cda-Dateinamen). Die „cdfs.vxd“ der Beta-Version war bis einschließlich Windows ME funktionsfähig. Sie wurde von verschiedenen Computerzeitschriften in beigelegten CD-ROMs oder Online zum Download angeboten.

Das bei dem Vorgang die Contentmafia ihre Finger im Spiel gehabt hat, dürfte auf der Hand liegen. Das die sich angesichts der Qualität der Artikel bei Wikipedia keine Sorgen machen müssen, ihre Nachschlagewerke nicht mehr an den Mann zu bringen, ebenso. Das der 24. August Windows 95 für mich ein spannender Tag war, auch wenn ich schon Monate vorher die erste Testversion in Händen hielt, ist Geschichte. Noch heute erinnere ich mich an das hellblaue Paket, den Diskettensatz (!), den gelben Aufkleber mitsamt Lizenznummer.

Neulich kramte ich in meinen persönlichen Erinnerungen, darunter fand sich natürlich auch Computer bezogenes, wie eine Liste der damals vorabveröffentichen Builds von Windows 95 Beta alias Chicago: 4.000.345, 4.000.347 in einem breit angelegten Public Preview Program veröffentlicht, 4.000.437, 4.000.490 heruntergeladen per msn (damals noch: The Microsoft Netzwork), 4.000.499, 4.000.501, 4.000.510, 4.000.950R1, 4.000.950R2, 4.000.950R3 und schließlich 4.000.950R6 als „GOLDEN CODE“, heute „RTM“ für „ready to manufactur“. Die vielen Schritte damals stellten eindrucksvoll zur Schau, wie sich Microsoft damals von der veröffentichten „Fachpresse“ mit den bunten Bildern und der hierdurch bei den Kunden geweckten Erwartungshaltung hetzen lies. Heraus kam ein Unvollendetes, bei dem das Marketing und eine Reihe sehr guter Neuerungen die offene Baustelle, an der man noch Jahre später arbeitete, verschmerzen half.

Das jemand Windows 95 auf Android an den Start brachte lies mich dann übrigens bei meinem MP3-Portal vorbeischauen und den damals eigens hierfür arrangierten Song, »Start me up!« von den Rolling Stones herunterzuladen. Auch davon erfährt man bei Wikipedia übrigens nichts.

Auf dem Riegerplatz-Flohmarkt habe ich übrigens vergangenes Wochenende mein himmelblaues Paket unter blauem Himmel an den Mann bringen wollen, vergeblich wie sich herausstellte. Selbst das kleine Preisettikett „HUGENDUBEL 759,-“ konnte niemand von dem zweiten Paket überzeugen, einer Vollversion von Windows NT 4.0. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, schön waren sie trotzdem.

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