De-Mail yourself, sucker!*

Ich bin heute bei heise an De-Mail erinnert worden, de’ Mail wo der Staat anbietet. Das Pilotprojekt ist jetzt in Aktion, wurde im Beisein von Medienvertretern genutzt. Das Marketing war pfiffig, und hat als Botschafter die Person an Bord geholt, der die erste elektronische Korrespondenz in “good old germany” geführt hat. Dann war offenbar Ende Gelände mit den kreativen Ergüssen. Der Name ist schrottig, altbacken das Interface. Schlimmer nur, was man beim Branchendienst heise daraus gemacht hat. Ich habe mal kurzerhand alle als Füllwörter identifizierten Verpackungsmaterialien aus dem ersten Satz gestrichen, um nur den Sachverhalt wiederzugeben:

Testlauf  für die Bürger-E-Post "De-Mail" in der "T-City" Friedrichshafen gestartet.

Namen sind Schall und Rauch, Funktionen dokumentieren Autorität, Zeitangaben sind bei Nachrichten unabdingbar, alles was bleibt: Sinnentleerte Seelenlosigkeit. Bürger-E-Post gleicht Nazijargon. Unbeabsichtigt natürlich, von Nerds umgesetztes, von Technokraten aus dem letzten Jahrtausend erdachtes Corporate Wording halt. De-Mail ist immerhin De-nglisch. Das kann man auch Freunden in Übersee diktieren ohne zu buchstabieren. “T-City” wirkt wie ein weiterer Versuch Marke als Ortsbezeichnung zu etablieren. Teile von Darmstadt sind beispielsweise nur knapp “Telekom-City” entkommen, dafür gibt es die “T-Online-Allee”.

Grandios übrigens, was das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, dazu zu sagen hatte: »Wir haben die erste anwendbare sichere E-Mail gesehen« wird Abteilungsdirektor Hartmut Isselhorst zitiert, und nennt diesen Augenblick im selben Atemzug einen historischen Moment – für das Bundesamt und seine technikaffine Belegschaft ganz gewiss. Offensichtlich kommt JavaScript nicht zum Einsatz, sonst wäre das Urteil anders ausgefallen.

Ich könnte kotzen.

* Nicht ganz ernst gemeint, denn einen Nutzen bringt De-Mail trotz aller Bedenken und sprachlicher Entgleisung: Mehr Sicherheit, für wen? T-Systems, wiederum aus Darmstadt, ist nicht nur Dienstleister für De-Mail, sondern auch in vielzahligen anderen Projekten involviert, in denen Bürger zum informationellen Aderlaß gebeten werden.

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