Massengeiselnahme deutscher Medien

Innenminister Volker Bouffier erzählt einen feuchten Traum, Mainstream-Medien geben sich dem wie die Lemminge hin: "Hessens Innenminister warnt vor «Massengeiselnahmen»" (Süddeutsche Zeitung), "Vor Bundestagswahl: Hessens Innenminister warnt vor Terrorakten" (Stern), "Warnung vor Massengeiselnahmen im Wahlkampf" (WELT), "Hessens Innenminister warnt vor Terrorakten" (FOCUS) und "Volker Bouffier: Wie groß ist die Terror-Gefahr bei uns in Deutschland" (BILD)

Innenminister Volker Bouffier ist ein großer Fan von Stirb Langsam. Nur so ist zu erklären, das er die Handlung des Actionfilms 1:1 auf die hiesige Sicherheitslage abbildet. Bouffier versucht etwas heisse Luft, ein Drehbuch und eine alte Phantasie seiner Partei – den Einsatz der Bundeswehr im Innern – in etwas wie ein Wahlkampfthema zu verwandeln.

Dabei ist dies nicht das einzige Horrorszenario, das der “Sprecher der Unions-Innenminister” an die Wand malt: “Deutschland steht eindeutig im Fadenkreuz. (…) islamistische Terroristen (…) spektakulär (…) Anschläge.” So kann man die Panikmache in Deutschlands Reichweiten stärksten Boulevardblatt BILD zusammenkürzen, ohne den Inhalt zu entstellen. Hierauf folgt der Aufhänger, der am Wochenende noch etliche Male durch die Mainstream-Medien kursieren wird: “Es hat nichts mit Panikmache, aber sehr viel mit Vorsorge zu tun, wenn sich die Polizeien von Bund und Ländern auch auf die Möglichkeit einer Massengeiselnahme vorbereiten. (…)” sagt der “Experte” beispielsweise über das Training der KSK, deren Einsatz im Innern eben nicht möglich ist. Garniert wird dieses Statement mit einem Bild, dass das Training einer KSK-Einheit mit entsprechender Bildunterschrift zeigt – selbstverständlich wird hierbei unterschlagen, das der Einsatz derjenigen Soldaten bei Anschlägen auf deutschen Boden auch im Zuge sogenannter Amtshilfe nicht möglich wäre.

Innenminister Volker Bouffier ist sich also nicht zu schade, im selben Atemzug abstrakt vor Anschlägen zu warnen und eigene Forderungen abzusetzen, und zugleich einzugestehen, das es sich bei seiner Warnung um eine allzu durchsichtiges Wahlkampfmanöver handelt. Trotzdem geben sich Mainstream-Medien und Qualitätsjournalismus gleichermaßen dem wild phantasierenden Panikmacher hin und machen aus keiner Nachricht eine Schlagzeile.

Wenn Hessens Innenminister von der CDU seinen feuchten Traum erzählt, von Massengeiselnahmen vor der Bundestagswahl fabuliert, macht mir das Angst, nicht nur weil ich nicht selten Deutschlands bestüberwachten Verkehrsknoten passiere. Wenn jemand der für die dortige Sicherheit sorgen soll, sich statt dessen Wahlkampf mit Angst macht und die Bundespolizei Verdacht unabhängig Personalien von bärtigen Fremden machen lässt, verrät das eine beängstigende Ahnungslosigkeit der Verantwortlichen.

“Subjektives Sicherheitsempfinden” vs. “abstrakte Bedrohungslage”, was für ein verdammte Scheiße uns von der Union als “Experten”wissen in Sachen innere Sicherheit verkauft wird ist das Papier des Blättchens nicht wert, das die Message transportiert.

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